Vernetzungsstelle Seniorenernährung
Aktivitäten und Neuigkeiten
Auf dieser Seite finden Sie zum einen eine Auswahl unserer Aktivitäten im Rahmen der Vernetzungsstelle aus den letzten Jahren. Zum anderen möchten wir hier wertvolle und inspirierende Infos, Erkenntnisse, Tipps und Studien aus dem Bereich der Seniorenernährung und -verpflegung mit Ihnen teilen.
Aktivitäten der Vernetzungsstelle
Am 11.12.2024 war die Vernetzungsstelle Seniorenernährung beim Kieler Seniorenbeirat, genauer, der Arbeitsgruppe Pflege und Wohnen, zu einem Vortrag eingeladen. In geselliger und überschaubarer Runde berichtete die Arbeitsgruppe von den Aktivitäten des Beirates, den Wünschen bezüglich der Verpflegung älterer Menschen in Kiel und freute sich anschließend, mehr über die Arbeit der VSE zu erfahren.
Nach einer kurzen Projektvorstellung, inklusive bisheriger Erfolge, nahm Eike Christian Selonke die Anwesenden mit auf einen schnellen und informativen Rundblick über Wissenswertes in der Seniorenernährung. Dabei wurde der Qualitätsstandard für die Verpflegung mit „Essen auf Rädern“ und in Senioreneinrichtung nicht nur wegen der Gesundheitsförderlichkeit, sondern auch wegen den Aspekten der Nachhaltigkeit herangezogen.
Die Arbeitsgruppe konnte ihr bereits großes vorhandenen Wissen um die Zusammenhänge zwischen Ernährungsweisen, Gesundheit und Umwelt noch vertiefen und gleichwohl konnte die VSE viele wichtige Eindrücke für die Arbeit in einer großen Kommune wie der Landeshauptstadt Kiel mitnehmen.
Nach 1 ½ Stunden, die allen kürzer vorkamen, endete die Zusammenkunft und es wurden Visitenkarten für die zukünftige Zusammenarbeit ausgetauscht. Denn: im kommenden Jahr wird der 8. Seniorenbeirat Kiel gewählt (immer auf fünf Jahre) und dann möchten die gestern Anwesenden die VSE erneut einladen, um diesmal vor dem gesamten Beirat zu sprechen.
Darauf freut sich die VSE schon heute und wünscht allen Senior*innen in Kiel, aber auch ganz Schleswig-Holstein ein ruhiges und erholsames Jahresende.
Nachdem Maria Apel, die Vorsitzende des Seniorenbeirates Gettorf, die Vernetzungsstelle Seniorenernährung SH bei der Gesundheitskonferenz in Rendsburg kennengelernt hatte, wandte sie sich an diese mit der Bitte um einen Vortrag.
Am 10.10.2023 hielt die Vernetzungsstelle einen Vortrag im Rahmen des Seniorenfrühstücks im Hotel Stadt Hamburg in Gettorf. Dabei präsentierte sie den 85 Seniorinnen und Senioren aus Gettorf nicht nur die körperlichen Veränderungen im Alter, sondern insbesondere auch Möglichkeiten, diesen Veränderungen durch eine entsprechende Ernährung entgegenzuwirken. Jeder Alterungsprozess verläuft zwar unterschiedlich: meistens nimmt aber mit dem Alter der Körperfettgehalt zu - die Muskelmasse dagegen ab. Der Stoffwechsel wird etwas träger und auch die körperliche Bewegung wird häufig weniger. Dadurch sinkt der benötigte Energiebedarf, der Körper braucht also weniger Kalorien. Gleichzeitig werden aber genauso viele Vitamine und Mineralstoffe wie in jungen Jahren benötigt, manchmal sogar noch mehr. Es sollte also noch etwas bewusster auf die Lebensmittel geschaut werden, vor allem nicht zu viel fett- und zuckerreich gegessen werden.
Besonders spannend war für viele Teilnehmende des Frühstücks, wie mit kleinen Anpassungen der eigene Speiseplan noch nährstoffreicher gestaltet werden kann. Wenn beispielsweise Backwaren aus Weizenmehl Typ 405 durch Vollkornprodukte ersetzt werden, vitaminärmere Obstsorten durch nährstoffreichere Varianten wie schwarze Johannisbeeren als "Vitamin C-Bombe" und zucker- und/oder salzhaltige Snacks durch eine kleine Menge Nüsse ausgetauscht werden, sind bereits erste Schritte getan. Meistens geht es um kleine Veränderungen, denn Essen ist eng mit Gewohnheiten und Erinnerungen verbunden und: „ein gutes Essen ist Balsam für die Seele“ (Sprichwort aus Tadschikistan).
Nach dem Vortrag blieb Zeit für Fragen und einen gemeinsamen Austausch. Da Essen ist ein sehr persönliches Thema ist, bildeten sich vor allem kleine Gesprächsrunden, in denen verschiedene Themen vertieft wurden. Viele Teilnehmende berichteten mit einigen neuen Informationen nach Hause zu gehen und bedankten sich für den spannenden Vormittag.
Foto (v. links nach rechts): Manfred Schröter (Kassenwart des Seniorenbeirates), Sophie Pekrun (Projektmitarbeitende der Vernetzungsstelle), Maria Apel (Vorsitzende des Gettorfer Seniorenbeirates)
Nicht auf dem Foto: Gerd Finke (ehemaliger 1. Vorsitzender des Seniorenbeirates) führte die Technik aus.
Nachbericht zum Online-Fachtag "Wenn Zellen altern und zunehmend schwinden" am 25.09.2023 von 14:30 – 18:00 Uhr
Gemeinsame Organisation: bundesländerübergreifend, DGE-Vernetzungsstellen Seniorenernährung: MV, NI, SH, TH
Die Vernetzungsstellen Seniorenernährung Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen veranstalteten am 25.09.2023 einen Online-Fachtag „Wenn Zellen altern und zunehmend schwinden“. Dabei wurde mit 86 Teilnehmenden die Rolle der Ernährung bei (neuro-) degenerativen Erkrankungen betrachtet.
Bedürfnisgerechte Ernährung bei Demenz | Sophie Pekrun | VNS SH
„Das Leben und der Umgang mit Demenz ist eine der größten Herausforderungen für unsere Gesellschaft. Heilungschancen werden zeitnah nicht gesehen, und dennoch gibt es Hoffnung: Durch gezielte Maßnahmen kann die Entstehung und der Verlauf der Krankheit positiv beeinflusst werden. Zu nennen sind u. a. ein beziehungsvoller Umgang als auch spezielle Ernährungsfaktoren“ weiß Sophie Pekrun, Projektmitarbeiterin der Vernetzungsstelle Schleswig-Holstein. Fingerfood und Hilfsmittel können bei abnehmenden Alltagsfähigkeiten Erleichterung bringen. Die Speisen sollten energie- und / oder nährstoffreich - um das Risiko einer Mangelernährung zu minimieren - in kleinen Portionen über den Tag verteilt angeboten werden und Vorlieben berücksichtigen (Essbiografie).
Empfohlene Materialien: Broschüre der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. „Essen und Trinken bei Demenz“ und der Kurzfilm „Hilfsmittel für mehr Freude beim Essen und Trinken“.
Bewegung bei Demenz – mit bewegter Pause | Isabelle Scholz | LSB TH
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat zusammen mit der Deutschen Alzheimer Gesellschaft 2020 das Projekt „Sport bewegt Menschen mit Demenz“ initiiert. Übungsleiter*innen werden geschult für spezielle Sportangebote, die mit Begrüßungsritualen, Herz-Kreislauftraining, Kräftigungsübungen, Übungen für Beweglichkeit, Gleichgewichtssinn, Koordination, Reaktionsfähigkeit und Dual-Task sowie Entspannungseinheiten auf die Bedürfnisse der an Demenz Erkrankten ausgerichtet sind. Sport verbessert die Durchblutung des Gehirns sowie die kognitive Leistungsfähigkeit. Synapsen zwischen den Neuronen verstärken sich und Depressionssymptome verringern sich. Außerdem sinken das Infarktrisiko (20 %), die Sterblichkeitsrate und das Risiko für Stürze. Nach dem Theorieteil hat Frau Scholz einen Alltags-Fitness-Test mit sechs Übungen als bewegte Pause durchgeführt.
Kardiovaskuläres Kontinuum – Arthritis und Arthrose | Dr. Bettina Jagemann
Die Häufigkeit sowohl der Arteriosklerose [1] (Verengung der Blutgefäße durch Ablagerungen), als auch der Arthrose (Verschleiß der Gelenke durch Abnutzung der Knorpel) und Arthritis (Abnutzungserscheinungen mit zusätzlicher Entzündung) nehmen mit steigendem Alter zu. Auch Ernährung, Lebensstil und Umweltbedingungen haben Einfluss auf die entzündlichen Prozesse. Insbesondere Fettzellen und das Mikrobiom spielen an dieser Stelle eine Rolle. Es gibt Ernährungsmuster, die als antientzündlich gelten, z. B. die mediterrane Ernährungsform. Die Empfehlungen der DGE sind eine gute Orientierungshilfe. Regionale und saisonale Lebensmittel, v. a. Hülsenfrüchte, Gemüse, Nüsse, Ölsaaten und Vollkornprodukte, enthalten viele anti-inflammatorische (entzündungshemmende) Inhaltsstoffe.
Relevanz der Ernährung bei Parkinson | Dr. Julienne Haas | Uniklinikum SH
Die entzündlichen Prozesse der Parkinson-Erkrankung werden durch hochverarbeitete Lebensmittel mit hohem Zuckeranteil und ungünstigen Fetten befördert. Ernährungsweisen, wie die mediterrane Ernährung, können vorbeugend wirken und den Verlauf verlangsamen. Dabei spielen sowohl Omega-3-Fettsäuren (in fettem Fisch, Walnüssen und Leinsamen enthalten) als auch Polyphenole (in Olivenöl und Beeren) eine Rolle. Auch eine ketogene Ernährung (geringer Anteil an Kohlehydraten) wirkt sich günstig auf den Verlauf aus, ist aber schwer langfristig umsetzbar. Da es auch bei der Parkinsonerkrankung zu Mangelernährung kommen kann, ist auf eine ausreichende Energie- und Nährstoffzufuhr zu achten. Dem Symptom der Verstopfung kann mit ballaststoffreichen Lebensmitteln, ausreichender Flüssigkeitszufuhr und Bewegung entgegengewirkt werden.
Diskussion und Abschluss
Fragen wurden im Chat gestellt und direkt beantwortet. In den Vorträgen wurde Fachwissen anschaulich vermittelt und viele in der Praxis anwendbare Tipps zum Thema Essen und Trinken gegeben. Über die Zusammenstellung der Vorträge und weitere informative Links können die Informationen auch im Nachhinein von den Teilnehmenden eingesehen und bundesländerübergreifend Vernetzungen entstehen sowie Angebote für Information und Beratung eingeholt werden. Die Teilnehmenden setzten sich zusammen aus den Bereichen: Senioreneinrichtung (Küche, Hauswirtschaft, Pflege), Catering, Sozial- und Pflegedienst sowie Bildung, Erziehung und Wissenschaft. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden waren durchweg positiv.
[1] Anm.: Arteriosklerose ist ein Faktor des Kardiovaskulären Kontinuums, an dessen Ende eine chronische Herzinsuffizienz steht.
Anfang des Jahres 2023 wurde die VSESH von einer Seniorenwohnanlage zwecks einer Speiserestemessung angefragt. Die Ausgangsvermutung, dass eine zu große Menge an Speisen zubereitet und in diesem Zusammenhang auch weggeworfen wird, sollte damit überprüft werden.
7 Tage einer Woche (Montag bis Sonntag) wurde das komplette Mittagstischangebot der Einrichtung sowie die täglich entstandenen Reste/Abfälle gemessen, um Aussagen darüber treffen zu können, wie viel schon bei der Ausgabe liegen bleibt (eventuell zu viel, weil zu wenig gegessen) und was als Speiserest auf den Tellern verbleibt (eventuell zu große Portionen).
Bei einer durchschnittlichen Lebensmittelproduktion von insgesamt 33,38 kg (547 g/Person/Tag) fielen 35 % Abfälle an. Dieses entspricht einer durchschnittlichen täglichen Abfallmenge von aufgerundet 12 kg. Davon entfallen 9,5 kg auf Ausgabeverluste (82 %) und 2 kg (18 %) auf Tellerreste.
Bei der Einteilung der Abfallmenge nach Lebensmittelgruppen entfielen die größten Anteile auf Getreide, Getreideprodukte und Kartoffeln (27%) und Gemüse und Salat (26%). Dem folgten tierische Lebensmittel mit 26 % (Fleisch, Wurst, Fisch und Eier = 14 %; Milch und Milchprodukte = 12 %). Sonstiges (z.B. Senf, Zucker, Brühe) machte 16 % aus und der geringste Anteil entfiel auf die Komponente Obst (5 %). Dies erklärt sich vor allem damit, dass Obst allgemein einen sehr geringen Anteil des Mittagsangebots in der untersuchten Woche ausmachte (beispielsweise in Fruchtsoßen oder Kompott).
Die Ergebnisse der Speiserestemessung deuten darauf hin, dass es Optimierungspotenzial in Bezug auf die Abfallmenge gibt. Es ist auffällig, dass ein hoher prozentualer Anteil der Ausgaben für Essen und ein geringer Anteil an Tellerresten vorhanden waren. Ein möglicher Grund dafür ist, dass die Portionsgrößen individuell an die Bewohner*innen angepasst wurden und daher keine vorportionierten Teller (außer Salat- oder Dessertschälchen) vorhanden waren. Das Service- und Pflegepersonal berücksichtigte die individuellen Essgewohnheiten, Portionsgrößen und bevorzugte Zusammenstellung des Mittagessens.
Den ersten Schritt zur Verringerung der Lebensmittelabfälle erfüllte die Senioreneinrichtung bereits durch die Abfallmessung. Nach der einwöchigen Intervention begann die Küchenleitung bereits mit der Einführung eines Kellenplans, um Portionsgrößen zu standardisieren. Dieses schließt eine individuelle Anpassung der Mengen allerdings nicht aus. Zusätzlich führte die Einrichtung bereits genauere Bezeichnungen der Gerichte im Speiseplan ein: Ein Gericht „Hackbraten mit Gemüse und Kartoffeln“ wurde beispielsweise umbenannt zu einem „Hackbraten (50 % Schwein, 50 % Rind) mit Wurzelgemüse und Kartoffeln“.
Eine Nachbesprechung der VSESH mit der Hauswirtschafts- und Küchenleitung der Einrichtung hat ergeben, dass möglichst das gesamte Personal neben der Lebensmittelverschwendung auf spezifische Ernährungsthemen (wie einer Reduktion des Fleisch-Anteils, bzw. Erhöhung des Gemüseanteils, indem beispielsweise geraspelte Karotten in Hackbraten eingearbeitet werden) sensibilisiert werden sollte. Durch diese Maßnahmen könnte möglicherweise der Anteil an verschwendetem Fleisch reduziert und gleichzeitig der Verzehr von Gemüse gesteigert werden.
Um die Vielfalt gesunder und ausgewogener Ernährung in verschiedenen Lebensphasen und bei verschiedenen chronischen Erkrankungen ging es bei den Ernährungstagen auf Helgoland im Juni.
Unter anderem wurde die Verpflegung älterer Menschen durch die Paracelsus-Nordseeklinik, die auch ein "Essen auf Füßen (analog zu Essen auf Rädern) organisiert, zu diskutiert. Die Insellage stellt eine besondere Herausforderung dar, die die Fachleute gemeinsam angehen wollen. Auch der Seniorenbeirat und der Bürgermeister wurden aktiv in den Prozess eingebunden. In der Klinik hat der Veränderungsprozess in der Küche bereits in den vergangenen Monaten begonnen: insbesondere verarbeitete Fleischprodukte, Salz und Zucker sollen eingespart werden. Vegetarische Gerichte, Obst und Gemüse stehen häufiger auf dem Speiseplan. Die Rückmeldungen der Patienten hierzu waren sehr positiv.
Am 29.6.2023 standen im Rahmen des Aktionstages „Gesunde Ernährung auf Helgoland“ die Expert*innen der Paracelsus-Nordseeklinik, der Vernetzungsstelle Seniorenernährung SH sowie des Gesundheitszentrums Helgolands allen Interessierten mit umfangreichen Informationen und Beratungen zur Verfügung. Als externe Referentin zum Thema Adipositas beeindruckte Dr. Viktoria Witt mit einem sehr differenzierten und persönlichen Vortrag zum Thema Adipositas. Auch die neurologische Chefärztin der Klinik Dr. Annette Rogge erreichte viele Interessenten zum Thema Ernährung bei Morbus Parkinson und Demenz.
Die Veranstaltung war sehr gut besucht. Das motiviert die beteiligten Ärzt*innen auf der Insel vermehrt auf Präventionsthemen und Ernährungsmedizin aufmerksam zu machen und die Zusammenarbeit zwischen Klinik und Gesundheitszentrum auch im Fort- und Weiterbildungsbereich gemeinsam weiter auszubauen.
„Das Leben und der Umgang mit Demenz ist eine der größten Herausforderungen für unsere Gesellschaft. Wir können die Krankheit nicht verhindern, aber wir können durch gezielte Maßnahmen den Verlauf beeinflussen und die Betroffenen und ihre Angehörigen unterstützen. Die Ernährung spielt dabei eine entscheidende Rolle.“ Mit dieser Botschaft eröffnete Sozialministerin Aminata Touré am 09.05.2023 den „Markt der Möglichkeiten“ zum Thema Demenz und Ernährung, deren Haus die Veranstaltung finanziell förderte. Demenzerkrankte, pflegende An- und Zugehörige, Interessierte und Mitarbeiter*innen aus dem Pflege- und Gesundheitsbereich konnten sich rund um das Themenfeld „Demenz und Ernährung“ informieren.
Essen beginnt im Mund und macht nur Spaß, wenn Mund und Zähne gesund sind. Zudem ist hier die erste Eintrittspforte für mögliche Keime. Die ständige Pflege der Mundhöhle und ein gut sitzendes Gebiss sind dementsprechend wichtige Bausteine der Immunabwehr, wie Dr. Martina Walther von der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein verdeutlichte.
Die häufig auftretende Unruhe und damit einhergehende hohe Aktivität erfordern reichlich Kalorien. Fingerfood, bei dem der an Demenz Erkrankte jederzeit zugreifen kann, ist hier ein probates Mittel, was vor allem ein Vorteil ist, wenn der Umgang mit Besteck nicht mehr gelingt. Dr. Philipp Bergmann, Geriater am UKSH, sensibilisierte für das im Alter oft besorgniserregende Problem der Mangelernährung. Nicht selten vergessen die Erkrankten einfach zu essen. Im Vortrag der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein erhielten die Teilnehmer*innen unter anderem eine Übersicht günstiger und gesunder Sattmacher. Welche Mahlzeitengestaltung dabei hilft, damit Essen und Trinken Leib und Seele zusammenhalten, wusste Antje Holst vom Kompetenzzentrum Demenz eindrucksvoll zu erläutern. Oft reicht die „normale“ Ernährung nicht aus. Dementsprechend wurde an verschiedenen Ständen über besondere Möglichkeiten der Anreicherung von Speisen genauso wie über geeignetes Geschirr und Besteck für Menschen mit Einschränkungen informiert und beraten. Gebogene Löffel, Teller mit hohem Rand, Tassen mit Nasenausschnitt sind nur einige Beispiele dafür. Wenn die geliebte Tasse Kaffee aufgrund zunehmender Schluckstörungen immer wieder in der Luftröhre landet, kann über das Andicken des Getränkes die Schluckfähigkeit und damit auch ein großes Stück Lebensqualität wiederhergestellt werden. Die Logopädin Jasmin Tovar zeigte Interessierten, welchen enormen Einfluss die Sitzposition auf das Schlucken hat. Zeigt die Lehne schräg nach hinten, ist der Kopf nach hinten gebeugt oder haben die Füße keinen festen Bodenkontakt, ist der Bissen deutlich schlechter zu schlucken. Begleitend zu den speziellen Aspekten der Ernährung stellten sich die Alzheimer Gesellschaft e.V., das Kompetenzzentrum Demenz und der Verein wir pflegen e.V. als kompetente Beratungsstellen für Betroffene sowie deren An- und Zugehörige vor.
„Ernährungsbezogene Interventionen sollten ein integraler Bestandteil der Demenzbehandlung sein.“, fordert Dr. Petra Schulze-Lohmann, Sektionsleiterin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. in Schleswig-Holstein. „Routinemäßige Screenings auf Mangelernährung sollten nicht nur in Senioreneinrichtungen, sondern auch in der hausärztlichen Praxis und -soweit möglich- auch im häuslichen Umfeld durchgeführt werden. Denn“, so Schulze-Lohmann „es wird immer wieder unterschätzt, wie schwierig es im Alter ist, verlorene Kilos, die schon für das Überstehen einer eigentlich nicht lebensbedrohlichen Grippe enorm wichtig sein können, wieder zuzunehmen“. „Abwechslungsreiches, qualitativ hochwertiges Essen entsprechend den persönlichen Bedürfnissen in Verbindung mit einer individuellen, adäquaten pflegerischen Begleitung sind wichtige Voraussetzungen für ein gutes Gelingen und zugleich eine anspruchsvolle Aufgabe“, fasst Anette Langner, Sprecherin des Forums Pflegegesellschaft e.V. zusammen. „Als Zusammenschluss von ca. 80 % aller stationären Pflegeeinrichtungen und 70 % aller ambulanten Pflegedienste in Schleswig-Holstein werden wir gemeinsam mit der Vernetzungsstelle Seniorenernährung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung dieses wichtige Thema weiterhin in Schleswig-Holstein bearbeiten“
eine Kooperationsveranstaltung von:
- AWO Bundesverband e.V. mit dem Projekt “klimafreundlich pflegen – überall!
- Vernetzungsstelle Seniorenernährung Schleswig-Holstein
- Vernetzungsstelle Seniorenernährung Sachsen-Anhalt
- Vernetzungsstelle Seniorenernährung Niedersachsen
Unsere Ernährung soll gut schmecken und zudem gesundheitsfördernd sowie nachhaltig sein. Informationen und Anregungen für die Umsetzung in die Praxis gaben die oben genannten Institutionen bei dem Fachtag.
Impulsvorträge: Nachhaltigkeit, Gesundheit und Genuss in der Seniorenverpflegung
Zu Beginn der Veranstaltung hielten Sophie Pekrun (Vernetzungsstelle Seniorenernährung Schleswig-Holstein, DGE-Sektion) und Julia Maier (AWO Bundesverband e. V.) zwei Impulsvorträge. In diesen gaben sie Einblicke in die Vernetzungsstellenarbeit und die Inhalte des DGE-Qualitätsstandards sowie in das AWO-Projekt “klimafreundlich pflegen – überall!”. Durch die Vorträge wurde deutlich, dass in der Gemeinschafts- bzw. speziell in der Seniorenverpflegung an vielen Stellschrauben gedreht werden kann, um die CO2-Emissionen zu reduzieren und Ressourcen zu schonen. In einer anschließenden interaktiven Workshop-Phase konnten die Teilnehmenden sich für eines von drei Themen entscheiden.
Workshop 1: „Abfall vermeiden – Ressourcen schonen“
Das erste Thema lautete „Abfall vermeiden – Ressourcen schonen“, vorgetragen von Julia Maier (awo Bundesverband e.V.) und Dolores Birk (Deutschen Umwelthilfe). Dabei stand die Nachhaltigkeit von Lebensmittelverpackungen im Vordergrund. Laut Frau Birk sind Mehrwegverpackungen, unabhängig ob aus Plastik, Glas oder Porzellan, immer den Einwegprodukten vorzuziehen. Sie wies darauf hin, dass ab dem 01. Januar 2023 alle Anbietenden von verzehrfertigen Speisen und Getränken dazu verpflichtet sind, Mehrwegverpackungen als Alternative neben den Einwegprodukten anzubieten. Dies betrifft u.a. Supermärkte mit Frischetheken, Restaurants, Lieferdienste und Caterer.
Workshop 2: „nachhaltig = gesundheitsfördernd?!“
Der zweite Workshop „nachhaltig = gesundheitsfördernd?!“ wurde von Eike Christian Selonke (Vernetzungsstelle Seniorenernährung Schleswig-Holstein, DGE-Sektion) durchgeführt. Hier stand die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in die gesundheitsfördernde Seniorenernährung im Vordergrund. Um sowohl der Umwelt als auch der Gesundheit der Senior*innen etwas Gutes zu tun, empfiehlt sich eine pflanzenbasierte Kost. Das bedeutet, dass das Speisenangebot um vegetarische Gerichte erweitert und der Fleischanteil in den Speisen generell reduziert werden sollte. Durch saisonale und regionale Gemüse- und Obstsorten sowie Hülsenfrüchte kommt Vielfalt auf den Teller und die Klimafreundlichkeit der Speisen wird verbessert.
Workshop 3: „Speisenplan optimieren – nachhaltig und lecker“
Im dritten Workshop erarbeitete die Ernährungsberaterin Dr. Alexandra Blaik das Thema „Speisenplan optimieren – nachhaltig und lecker“. Dabei lag der Fokus auf der bedarfs- und bedürfnisgerechten Ernährung der Senior*innen, die mit den Aspekten der Nachhaltigkeit in Einklang gebracht werden soll. Es wurde deutlich, dass die Erhöhung von pflanzlichen Lebensmitteln, insbesondere des Gemüseanteils und der Hülsenfrüchte sowie wie Reduktion von tierischen Zutaten, in der Praxis immer wieder eine Herausforderung darstellt. Zudem sei die Schnittstellenkommunikation im Arbeitsalltag eine große Hürde. Diese ist jedoch von großer Bedeutung, um alle Mitarbeiter*innen und Bewohner*innen zu informieren und von den Optimierungen zu überzeugen. Denn nur so kann ein einheitliches Verständnis und Handeln im Sinne der Gesundheitsförderung, Nachhaltigkeit und des Genusses entwickelt werden.
Mehr Nachhaltigkeit in der Seniorenverpflegung durch kleine Veränderungen!
Nach den Workshops bekamen alle Teilnehmenden die Möglichkeit, Fragen zu stellen und sich untereinander und mit den Referent*innen auszutauschen. Zum Abschluss kann festgehalten werden, dass Nachhaltigkeit in der Seniorenernährung immer mehr an Bedeutung gewinnt. Weitere Impulse und Ideen erhalten Sie beispielwiese im „DGE-Qualitätsstandrad für die Verpflegung mit Essen auf Rädern und in Senioreneinrichtungen“.
Folgende drei Veranstaltung fanden mit insgesamt 81 Teilnehmenden statt:
- 13.10. | virtuell in Niedersachsen, Hannover
- 08.11. | virtuell in Sachsen-Anhalt, Magdeburg
- 08.12. | virtuell in Schleswig-Holstein, Kiel
Seniorengerechte Verpflegung im Quartier – gute Mittagstische für unsere Älteren
Unter diesem Titel stand der diesjährige Tag der Seniorenernährung in Schleswig-Holstein.
Der Tag der Seniorenernährung wurde von den Vernetzungsstellen für Seniorenernährung ins Leben gerufen, um die Bedeutung der Ernährung im Alter stärker in den Fokus zu rücken. Den Grund kennen Sie als Akteure selbst am besten: Essen und Trinken beeinflussen in ganz hohem Maße die persönliche Lebensqualität, sind wichtige Bestandteile sozialer aber auch kultureller Identität. Außerdem ruft besonders das Essen, manchmal auch das Trinken Emotionen hervor und nicht zuletzt geht´s uns als Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. auch immer ganz besonders um die Nährstoffzufuhr.
Viele Menschen möchten gerne möglichst lange in der eigenen Häuslichkeit bleiben. Grundlage dafür ist eine bedarfsdeckende Ernährung, für die nicht immer gesorgt ist. Vielfach fehlen in den Kommunen adäquate Verpflegungsangebote für Seniorinnen und Senioren. Gemeinsame Mittagstische (z.B. über die Öffnung eines Mittagstisches für externe Gäste) können nicht nur einen wertvollen Beitrag für die individuelle Ernährung leisten, sondern auch das soziale Miteinander in der Kommune erheblich fördern.
In der Online-Veranstaltung Seniorengerechte Verpflegung im Quartier – gute Mittagstische für unsere Älteren“ wurden Möglichkeiten zur Einführung bzw. Öffnung eines Mittagstisches in Theorie und Praxis aufgezeigt. Die Teilnehmenden bekamen zunächst eine Einführung in das Thema durch die Bundesarbeitsgemeinschaft für Seniorenorganisationen. Aus dem Süden Deutschlands wurden die zwei Projekte „Gemeinsam essen – so nah“ (am Kompetenzzentrum für Ernährung, Bayern) und „Gute Mittagstische im Quartier“ (am Landeszentrum für Ernährung, Baden-Württemberg) vorgestellt. Beide Projekte unterstützen Senioreneinrichtungen bei der Öffnung Ihres Mittagstisches. Gemeinsam soll ein Handlungsleitfaden erstellt und voraussichtlich im März 2023 veröffentlicht werden. Das „i-Tüpfelchen“ der Mittagstische, die Ernährungsbildung, wurde mit praktischen Beispielen dargestellt. Im Interview berichtete eine Leuchtturm-Einrichtung von der Öffnung des Mittagstisches in Ihrer Einrichtung:
„Älter werden und fit bleiben – Wie gelingt das?“ fragten sich viele Besucher*innen der Messe „Aktiv im Alter“ in Bredstedt. Im besonderen Fokus stand bei den Ausführungen der Vernetzungsstelle Seniorenernährung Schleswig-Holstein die Lebensmittelgruppe der Hülsenfrüchte, zu denen u.a. Kichererbsen, Kidneybohnen und grüne Erbsen gehören.
Anhand eines Posters wurde der Weg von Ballaststoffen, die die Hülsenfrüchte besonders wertvoll machen, durch den Körper erklärt. Über ein kleines Quiz wurden Anregungen zur Verarbeitung von Hülsenfrüchten gegeben. Sei es das Chilli sin Carne (Kidneybohnen), die Linsenlasagne (Beluga Linsen) oder das Hummus (Kichererbsen). Nach dem Hören und Lernen gab es die Möglichkeit Wraps mit Hummus und/oder Linsen-Aufstrich zu verkosten. „Wat de Buur nich kennt, dat frett he nich“ so sagten zunächst viele der skeptischen Gäste....aber: manchmal ist der Buur eben doch mutig und am Ende hat es allen gut geschmeckt.
Das AWO-Service-und Wohnzentrum Schönkirchen hat seinen Vier-Wochen-Speiseplan von der Vernetzungsstelle für Seniorenernährung Schleswig-Holstein kostenfrei überprüfen lassen. Dabei geht es nicht darum zu zeigen was schlecht ist, sondern vielmehr darum, was gut läuft und an welchen Stellen noch Optimierungsbedarf besteht. Frau Gudrun Stange schreibt als Hauswirtschaftsleiterin die Speisepläne der Einrichtung.
Frau Stange, wie sind Sie auf das Angebot des Speiseplan-Checks der VSE SH aufmerksam geworden?
Seit 2016 gibt es bei der AWO ein neues Projekt- Klimafreundlich pflegen. Bis zum Jahr 2050 soll der CO2- Fußabdruck insgesamt in jeder Einrichtung deutlich gesenkt werden. Neben Strom, Wasser, Heizung trägt die Verpflegung erheblich zur Erhöhung des CO2- Fußabdrucks bei. Es besteht also Handlungsbedarf in jeder Einrichtung.
Bei einer online Schulung der DGE wurde den Teilnehmern von dem Speisplan-Check berichtet. Meine Kolleginnen erzählten mir davon. Am nächsten Tag bekam ich mit den Teilnahmebescheinigungen dann auch schriftlich die Information über den geplanten Speiseplan-Check und 2 Termine für kurze online Info-veranstaltungen. Zuerst wollte ich mich gar nicht informieren, ich war sehr skeptisch und auf Kontrolle hatte ich gar“ keine Lust“. Dann aber sah ich die Chance, selbst wenn einige Punkte noch nicht perfekt sind, eine Beurteilung zu bekommen, um so meinen Speiseplan zu optimieren.
Wie lief der Check zeitlich ab? Wie zufrieden waren Sie mit der Organisation?
Eine Woche nach der Informationsveranstaltung habe ich meine Speisepläne über 4 Wochen zu Herrn Selonke gemailt. Man sagte mir, dass es jetzt 4-6 Wochen dauern könnte und dass Frau Pekrun sich dann mit mir telefonisch in Verbindung setzen würde, weil sie sicher noch ein paar Fragen haben würde. (zB. Flammeri gekauft oder selbstgemacht, welches Dressing usw.) So war es dann auch.
Wie zufrieden waren Sie mit der Kommunikation mit der VSE SH? Wurden Ihre Fragen immer zufriedenstellend beantwortet?
Am Telefon erzählte Frau Pekrun schon etwas über die Beurteilung. Nicht viel! Es sollte spannend bleiben- bis zum Schluss! Ich erhielt telefonisch schon Tipps zu Hülsenfrüchten, Desserts und Dressings. Ich fühlte mich dort sehr gut aufgehoben.
Was sehen Sie als die größte Herausforderung in der Seniorenverpflegung?
Es ist häufig schwierig, bei der Zubereitung der Speisen, den Geschmack aller zu treffen. Die neue Richtung, die wir alle einschlagen wollen- weniger Fleisch, vegetarische Kost, mehr Salat, wenig Zucker…, macht es da nicht leichter. Es wird eine Herausforderung, die Empfehlungen der DGE mit der geforderten Nachhaltigkeit, den Bewohnerwünschen und Gewohnheiten und dem Budget „unter einen Hut“ zu bringen.
Werden Sie nach dem Check Änderungen in der Verpflegung, bzw. in der Planung hierzu vornehmen? Wenn ja, welche?
Der Beurteilungsbogen ist so genial. Ich habe viele Verbesserungsvorschläge und Tipps erhalten. Bei Nudeln, Mehl, Brot, Brötchen möchte ich künftig auch Vollkornprodukte anbieten. Ich möchte noch mehr Salate und Suppen mit Hülsenfrüchten ausprobieren und verkosten und die Auswahl an vegetarischen Gerichten erweitern. Es ist noch viel zu tun und ich danke dem Team der DGE, dass sie mich so motiviert haben.
Haben Sie schon erste Erfahrungen mit Neuerungen wie z.B. mit neuen Rezepten machen können?
Ja. Ich habe schon 2 Suppen (Rote Linsensuppe, Kichererbsensuppe) gekocht und verkosten lassen. Meine Senioren und ich waren sehr zufrieden.
Die VSE SH bedankt sich sehr herzlich bei Frau Stange für den herzlichen und konstruktiven Austausch. Im Anschluss an den Check gab es noch ein paar Telefonate und ein persönliches Nachtreffen.
Je nach Bedarf einer Einrichtung können Gespräche, Treffen oder Schulungen an einen Speiseplancheck angehängt werden.
Infos, Erkenntnisse, Tipps und Studien
2024
Die BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen – führt eine Umfrage durch, um die Perspektiven auf das Älterwerden in Deutschland zu erfassen. Ziel ist es, aktuelle Herausforderungen, wichtige Themen und politischen Handlungsbedarf für ältere Menschen heute und in den nächsten 20 Jahren zu identifizieren. Die Umfrage richtet sich an Privatpersonen sowie Vertreter zivilgesellschaftlicher Organisationen und ist ein Beitrag zur Umsetzung des Zweiten Weltaltenplans.
Die Ergebnisse fließen in die Überarbeitung der regionalen Umsetzungsstrategie des zweiten Weltaltenplans ein und werden auf dem 14. Deutschen Seniorentag vorgestellt und diskutiert.
Der Fragebogen kann online oder in Papierform ausgefüllt werden. Einsendeschluss ist der 20. Januar 2025. Teilnehmer haben die Chance auf eine exklusive Einladung zum Seniorentag.
Die Umfrage wird von der BAGSO in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Forschung und Beratung im Gesundheits- und Sozialbereich (FOGS) durchgeführt und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert.
Hier finden Sie weitere Informationen zur Umfrage.
Quelle: Pressemitteilung vom 03. Dezember 2024 der BAGO, https://www.bagso.de/spezial/aktuelles/detailansicht/aelterwerden-in-deutschland-heute-und-morgen/
Am 20.11.2024 wurde der 15. DGE-Ernährungsbericht veröffentlicht. Dieser erscheint in regelmäßigen Abständen, analysiert und bewertet umfassend die Ernährungssituation in Deutschland und stellt somit eine objektive Informationsquelle für Politik, Fachkräfte sowie alle an Ernährungsthemen Interessierten dar. Der aktuelle Bericht gliedert sich in die drei Teile: „Ernährungssituation in Deutschland“, „Lebensmittelbezogene Aspekte“ und „Außer-Haus-Verpflegung“.
Auch für die Lebenswelt der Senior*innen wurden relevante Themen, wie Übergewicht und Adipositas sowie die Ernährungssituation in deutschen Krankenhäusern und stationären Altenpflegeeinrichtungen, aufgegriffen und im Bericht fortgeschrieben. Grundlage hierfür waren unter anderem die Daten des nutritionDay-Projekts.
Im dritten Kapitel berichtet der DGE-Ernährungsbericht über die Entwicklung und Verbreitung von Übergewicht im Seniorenalter. Die Ergebnisse zeigen, dass die Prävalenz für Übergewicht in der Altersgruppe 65 bis unter 70 Jahren keine größeren Veränderungen aufwies und in der Altersgruppe 70 bis unter 75 Jahren sogar rückläufig war. Dennoch blieb die Prävalenz insgesamt auf einem gleichbleibend hohen Niveau. Zudem ist eine deutliche Zunahme der Prävalenz von Adipositas zu erkennen.
Auch im Seniorenalter können Übergewicht und Adipositas erhebliche gesundheitliche Probleme darstellen. Für pflegende Angehörige oder Pflegekräfte geht dies oft mit einer erhöhten Pflegebelastung einher. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass wirksame Präventionsmaßnahmen in jeder Altersgruppe wichtig und notwendig sind.
Im zwölften Kapitel finden sich aktuelle Daten zur Ernährungssituation und Ernährungsversorgung in stationären Altenpflegeeinrichtungen.
Die Ergebnisse zeigen, dass in den teilnehmenden Pflegeheimen bei 23 % der 2.864 Bewohner*innen Untergewicht festgestellt wurde. 13 % hatten einen unbeabsichtigten Gewichtsverlust von mehr als 5 kg im letzten Jahr, und 8 % wurden vom Pflegepersonal als mangelernährt eingeschätzt. Eine Mangelernährung kann zu Komplikationen und Folgekrankheiten führen, die enorme Kosten für das Gesundheitswesen verursachen. Um die Ernährungsqualität in Pflegeeinrichtungen nachhaltig zu verbessern, scheint auch hier eine bessere Umsetzung von effektiven und sinnvollen Maßnahmen wichtig und dringend erforderlich. Politische Maßnahmen sind dabei unverzichtbar.
15. Ernährungsbericht
Die „Malnutrition Awareness Week“ ist eine europaweite Aktionswoche, die das Bewusstsein und die Aufmerksamkeit für das oft unterschätzte Problem der Mangelernährung schärfen soll. In Deutschland sind besonders Klinikpatient*innen betroffen (etwa 20–30 %), aber auch in Senioreneinrichtungen ist die Mangelernährung ein Thema und bringt Herausforderungen mit sich.
Bereits zum zweiten Mal fand die von verschiedenen Fachgesellschaften organisierte Themenwoche in Deutschland statt. Expertinnen, Betroffene & Angehörige, Entscheidungsträgerinnen und Interessierte konnten an einem vielfältigen Programm teilnehmen:
Expert*innentag – Webinar „Die krankheitsassoziierte Mangelernährung – eine interdisziplinäre Herausforderung“
Politiktag – Online-Pressekonferenz & Podiumsdiskussion „Nährstoffe sind Wirkstoffe für vulnerable Gruppen. Was kann die Ernährungsstrategie der Regierung leisten?“
Patient*innentag – Online-Patientinnen-Sprechstunde & Online-Kochshow „Köstlich & hochkalorisch – einfache Rezepte für mehr Energie“
nutritionDay
Nachwuchstag – Webinar „Mangelernährung hat viele Gesichter – Prävention bei vulnerablen Gruppen“
„Gesundheitsförderndes Essen und Trinken für Seniorinnen und Senioren, das zugleich Umwelt und Klima schont, ist machbar“
Am 24. Oktober 2024 zeichnete die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Stuttgart zwei Senioreneinrichtungen – das PASODI Seniorenheim in Vöhringen und das AWO-Seniorenzentrum Louise-Ebert-Haus in Heidelberg – mit dem „Fit im Alter“- bzw. DGE-Zertifikat aus. Diese Auszeichnungen wurden beim Fachtag Seniorenernährung „Essen für Leib und Seele – ältere Menschen genussvoll und gesund verpflegen und begleiten“ überreicht. Baden-Württembergs Ernährungsminister Peter Hauk und DGE-Geschäftsführerin Dr. Kiran Virmani würdigten die Leistungen der beteiligten Einrichtungen und betonten die Bedeutung einer ausgewogenen, appetitanregenden und gesundheitsfördernden Ernährung für Senioren, die dabei hilft, Mangelernährung vorzubeugen. Die DGE-Zertifizierung ermöglicht Senioreneinrichtungen, ihr Engagement für die Gesundheit älterer Menschen sichtbar zu machen und den Bewohnern eine gesunde Essensauswahl zu bieten.
Quelle: Presseinformation „Senioreneinrichtungen in Baden-Württemberg erhalten DGE- Zertifizierung“ vom 28.10.2024 der DGE-Bonn
Auch wir, die Vernetzungsstelle Seniorenernährung Schleswig-Holstein, beraten und unterstützen Senioreneinrichtungen im Land bei der Optimierung der Verpflegungsangebote und der Umsetzung des „DGE-Qualitätsstandards“. Dies erfolgt unter anderem durch unser Angebot eines Speiseplanchecks, den wir auf Nachfrage kostenfrei durchführen. Auf diese Weise können wir gemeinsam die Qualität der Verpflegungsangebote in Schleswig-Holstein verbessern und den Weg für eine potentielle DGE-Zertifizierung ebnen.
60 % der Lebensmittelabfälle in Deutschland falle in privaten Haushalten an. Auch in Senioreneinrichtungen landet manches in der Tonne. Mit der richtigen Einkaufsplanung, einer passenden Lagerung und einer cleveren Resteverwertung können sowohl die Umwelt als auch das Budget geschont werden.
Jedes Jahr findet deshalb die bundesweite Aktionswoche „Zu gut für die Tonne“ (externer Link) statt. Hier wird mit verschiedenen Aktionen auf die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung aufmerksam gemacht. Privatpersonen, Unternehmen, Vereine und Verbände sind eingeladen, sich mit eigene Aktionen zu beteiligen.
Die Broschüre „Weniger Lebensmittel wegwerfen – so geht’s“ steht auf der Seite des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zum Download bereit.
Weitere Infos rund um das Thema Lebensmittelverschwendung finden Sie hier.
Der Bericht der Fachzeitschrift The Lancet: Dementia prevention, intervention, and care: 2024 report of the Lancet Commission („Lancet-Komission für Demenzprävention, -intervention und –pflege“) informiert darüber, dass fast die Hälfte (45 Prozent) aller Demenzerkrankungen verhindert oder zumindest aufgeschoben werden könnte, wenn bestimmte beeinflussbare Risikofaktoren frühzeitig vermieden würden. Mit dem neuen Bericht wurde die Liste der Risikofaktoren nun um zwei neu identifizierte Faktoren auf insgesamt 14 ergänzt:
- Hoher LDL-Cholesterinwert ab 40 Jahren
- Unbehandelter Sehverlust im späten Alter
- Geringe Bildung
- Mangel an sozialen Kontakten
- Depressionen
- Übergewicht
- Bewegungsmangel
- Rauchen
- Alkohol
- Schwerhörigkeit
- Diabetes
- Bluthochdruck
- Luftverschmutzung
- Kopfverletzungen
Anhand dieser Risikofaktoren wird deutlich, dass das Potential in der Demenzprävention groß ist und dass möglichst früh damit begonnen werden sollte. Zudem wird ersichtlich, dass altbekannte Lebensstilfaktoren, darunter auch eine gesunde Ernährung, eine wichtige Rolle spielen.
Über die genannte Zahl von 45 Prozent lässt sich jedoch streiten. Stefan Teipel vom Deutschen Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) geht nicht davon aus, dass die Summe der vermeidbaren Demenzfälle über alle Risikofaktoren hinweg tatsächlich bei 45 Prozent liegt. Er begründet dies damit, dass man die Effekte der Risikoreduktion bei einzelnen Individuen nicht einfach addieren kann, da synergetische Effekte bei der Beeinflussung mehrerer Risikofaktoren auftreten könnten.
Es ist ebenfalls wichtig zu betonen, dass es sich bei Demenz um eine Alterserkrankung handelt, die zu gewissen Anteilen genetisch veranlagt ist. Dennoch sollte auf individueller Ebene eine Demenz durch geistiges Training, gesunde Ernährung, wenig Alkohol, ausreichende Bewegung und ein gesundes Körpergewicht vorgebeugt werden, so der Neurologe Peter Berit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie.
Quellen:
- Meldung von der Fachzeitschrift „Altenheim“: https://www.altenheim.net/hoher-cholesterinspiegel-und-nachlassende-sehkraft-sind-risikofaktoren-fuer-demenz/ vom 05.08.2024
- Primärquelle: Livingston, Gill, et al. "Dementia prevention, intervention, and care: 2024 report of the Lancet standing Commission." The Lancet (2024)
2023
In einem beispielhaften Projekt übernimmt die Küche der Nordseeklinik auf Helgoland jetzt eine zentrale Rolle in der Gemeinschaftsernährung der Insel.
In enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde und der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V., Sektion Schleswig-Holstein wurde ein praktikables Konzept entwickelt, um eine gesundheitsförderliche Mittagsverpflegung auf der Insel zu ermöglichen. Die Bürger*innen Helgolands können mit Stolz auf ein Projekt blicken, das Gesundheit, Gemeinschaftssinn und Zukunftsorientierung in den Mittelpunkt stellt und damit die Lebensqualität für alle Generationen verbessern soll.
Die Chefärztin der Neurologie auf Helgoland, Dr. Annette Rogge, hatte 2022 innerhalb der Klinik das Thema Prävention, insbesondere bei der Ernährung, auf die Tagesordnung gesetzt und Änderungen angestoßen. „Für unsere Parkinsonpatient*innen spielt Ernährungeine sehr wichtige Rolle. Einige Symptome und auch der Krankheitsverlauf können durch spezielle Kostformen positiv beeinflusst werden. Das gilt auch für zahlreiche andere Erkrankungen. Wir als Klinik sollten daher mit gutem Beispiel vorangehen, darüber informieren und natürlich auch entsprechend unsere Patient*innen versorgen. Dies galt für Helgoland umso mehr, da die Klinikküche bereits pflegebedürftige Senioren*innen mit „Essen-auf Beinen“ auf der autofreien Insel belieferte.“ Der Klinikmanager Sten Wessels unterstütze die Neuerungen daher sehr gerne.
Im Juni dieses Jahres wurden Informationen zu gesunder Ernährung in einer Veranstaltung gemeinsam mit der DGE SH, dem Gesundheitszentrum, der Gemeinde, der Schule und der Kita dann auch in die Öffentlichkeit getragen.
Im Sommer musste der bisherige Anbieter für Kita und Schule kurzfristig die Essenlieferung kündigen. Innerhalb weniger Wochen gelang es daraufhin der Klinik, zusammen mit Gemeinde, Schule und Kindergarten, ein neues Konzept für die Kinder zu organisieren. Unterstützt wurden die Beteiligten dabei von der DGE, die unter anderem die Speisepläne der Klinik prüfte und beratend zur Seite stand. „Wir haben mit den Einrichtungen gesprochen und dabei erfahren, dass die Beteiligung der Kinder bei der Menüauswahl ganz wichtig ist", so Sophie Pekrun und Eike Selonke vom DGE-Team, die sich von der Veränderungsbereitschaft und Motivation der Beteiligten begeistert zeigten.
„Die Klinik als Verantwortliche für Ernährung aller Gemeinschaftseinrichtungen und damit vulnerabelsten Bürger*innen - Das erscheint mir als naheliegender Ansatz, um dem wichtigen Thema Prävention gerechter zu werden“ so Dr. Rogge. Die Gemeinde unterstützt das Vorhaben finanziell und ermöglicht es so, die Elternbeiträge niedrig zu halten. Mit Kathrin Krüß und Heinz Münster als gelernte Köche sowie drei weiteren
sehr engagierten Angestellten nahm die Klinikküche die neue Aufgabe sehr motiviert in Angriff.
Martina Hughes, die Leiterin der örtlichen Kita, zeigt sich sehr zufrieden mit der Neuerung: "Die Kinder waren anfangs besonders überrascht über die verschiedenen Salat- und Gemüsevariationen aber die positiven Rückmeldungen sprechen für sich. Besonders freuen
sie sich, wenn ihre Wünsche wie letzte Woche die Petersilienkartoffeln auf dem Speiseplan stehen" Hughes betont, dass die Beteiligung der Kinder an der Menüauswahl ein wesentlicher Bestandteil des Erfolgs ist.
Ein ähnlich positives Echo kommt aus der Schule: Direktor Marcus Tandecki freut sich sehr darüber, „dass es nun gemeinsam gelungen ist, derart schnell eine gesündere Lösung in Form des neuen Schulessens auf die Beine gestellt zu haben. Jeden Tag ein gesundes Essen, dazu Salat, ein Stück Obst, das wird von den Schülerinnen und Schülern sowie der gesamten Schulgemeinschaft sehr gut angenommen, erfüllt unsere Qualitätsansprüche und passt zu
unserer pädagogischen Konzeption. Mit der Umstellung der Mittagsverpflegung nähern wir uns den ernährungsspezifischen Anforderungen der DGE immer weiter an und setzen gemeinsam bereits die ersten Empfehlungen des DGE konkret um“
Bürgermeister Thorsten Pollmann zeigt sich begeistert von der Entwicklung und der Vorbildfunktion, die Helgoland nun einnimmt: "Unsere Insel geht damit einen wichtigen Schritt in Richtung Prävention und sozialer Verantwortung." Die ersten Eindrücke aus den vergangenen zwei Monaten sind vielversprechend und das Projektteam plant bereits, die gewonnenen Erfahrungen in die weitere Entwicklung der Ernährungskonzepte einzubringen.
Menschen mit Demenz und/oder kognitiven Defiziten benötigen oft eine besondere Ernährung. Welche Auswirkungen die Demenz auf das Ernährungsverhalten haben kann, können Sie hier im Interview, das in der Septemberausgabe 2023 des Magazins DGEwissen erschien, nachlesen.
Quelle: DGE-Pressemitteilung vom 02.11.2023
Gemeinsam gegen Mangelernährung in Krankenhäusern und Pflegeheimen
Machen Sie mit beim nutritionDay am 9. November 2023
Arbeiten Sie in einem Krankenhaus oder Pflegeheim? Dann dokumentieren Sie am 09. November 2023 die Ernährungssituation in Ihrer Einrichtung und tragen damit als Teil der weltweiten Initiative zur Bekämpfung von Mangelernährung in Gesundheitseinrichtungen bei. Denn auch in deutschen Kliniken und Pflegeheimen ist Mangelernährung ein relevantes und gleichzeitig stark unterschätztes Gesundheitsproblem.
Die Auswertung der nutritionDay-Daten im 14. DGE-Ernährungsbericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) zeigte, dass bis zu 30 % der Patient*innen und bis zu 25 % der Bewohner*innen mangelernährt sind. Während international zahlreiche Studien zur Ernährungs-situation in Kliniken und Pflegeheimen vorliegen, ist die Datenlage für Deutschland jedoch noch dünn.
Ziel der erneuten nutritionDay Deutschland-Aktion ist, die Datenbasis zur Ernährungssituation in deutschen Kliniken und Pflegeheimen zu erweitern und möglichst flächendeckende Daten zur Prävalenz von Mangelernährung und zu bestehenden Versorgungsstrukturen in Krankenhäusern und Pflegeheimen in Deutschland zu erhalten. Um die Ernährungssituation langfristig zu verbessern, werden Daten aus möglichst vielen Krankenhäusern und Pflegeheimen benötigt. Seien auch Sie dabei!
NEU beim nutritionDay 2023: Auch Arztpraxen (Primary Care) und Ambulanzen können sich beteiligen.
Weitere Informationen sowie Hinweise zur Teilnahme finden Interessierte hier.
Nachdem Maria Apel, die Vorsitzende des Seniorenbeirates Gettorf, die Vernetzungsstelle Seniorenernährung SH bei der Gesundheitskonferenz in Rendsburg kennengelernt hatte, wandte sie sich an diese mit der Bitte um einen Vortrag.
Am 10.10.2023 hielt die Vernetzungsstelle einen Vortrag im Rahmen des Seniorenfrühstücks im Hotel Stadt Hamburg in Gettorf. Dabei präsentierte sie den 85 Seniorinnen und Senioren aus Gettorf nicht nur die körperlichen Veränderungen im Alter, sondern insbesondere auch Möglichkeiten, diesen Veränderungen durch eine entsprechende Ernährung entgegenzuwirken. Jeder Alterungsprozess verläuft zwar unterschiedlich: meistens nimmt aber mit dem Alter der Körperfettgehalt zu - die Muskelmasse dagegen ab. Der Stoffwechsel wird etwas träger und auch die körperliche Bewegung wird häufig weniger. Dadurch sinkt der benötigte Energiebedarf, der Körper braucht also weniger Kalorien. Gleichzeitig werden aber genauso viele Vitamine und Mineralstoffe wie in jungen Jahren benötigt, manchmal sogar noch mehr. Es sollte also noch etwas bewusster auf die Lebensmittel geschaut werden, vor allem nicht zu viel fett- und zuckerreich gegessen werden.
Besonders spannend war für viele Teilnehmende des Frühstücks, wie mit kleinen Anpassungen der eigene Speiseplan noch nährstoffreicher gestaltet werden kann. Wenn beispielsweise Backwaren aus Weizenmehl Typ 405 durch Vollkornprodukte ersetzt werden, vitaminärmere Obstsorten durch nährstoffreichere Varianten wie schwarze Johannisbeeren als "Vitamin C-Bombe" und zucker- und/oder salzhaltige Snacks durch eine kleine Menge Nüsse ausgetauscht werden, sind bereits erste Schritte getan. Meistens geht es um kleine Veränderungen, denn Essen ist eng mit Gewohnheiten und Erinnerungen verbunden und: „ein gutes Essen ist Balsam für die Seele“ (Sprichwort aus Tadschikistan).
Nach dem Vortrag blieb Zeit für Fragen und einen gemeinsamen Austausch. Da Essen ist ein sehr persönliches Thema ist, bildeten sich vor allem kleine Gesprächsrunden, in denen verschiedene Themen vertieft wurden. Viele Teilnehmende berichteten mit einigen neuen Informationen nach Hause zu gehen und bedankten sich für den spannenden Vormittag.
Foto (v. links nach rechts): Manfred Schröter (Kassenwart des Seniorenbeirates), Sophie Pekrun (Projektmitarbeitende der Vernetzungsstelle), Maria Apel (Vorsitzende des Gettorfer Seniorenbeirates)
Nicht auf dem Foto: Gerd Finke (ehemaliger 1. Vorsitzender des Seniorenbeirates) führte die Technik aus.
Der Deutschlandfunk spricht in dem Beitrag "Weniger Energie, dafür bunter" mit verschiedenen Personen und Organisationen über die Ernährung im Alter. Theresa Stachelscheid (DGE) betont, dass eine ausgewogene Ernährung im Alter besonders wichtig ist, um den Nährstoffbedarf zu decken und den Körper gesund zu halten.
Die Vernetzungsstellen Seniorenernährung (VSEn) werden von Theresa Lehnen (VSE RP) vorgestellt. Diese Einrichtungen stellen Informations- und Beratungsangebote für verschiedene Zielgruppen bereit und unterstützen bei Fragen rund um das Thema Ernährung im Alter. Grundlage bietet der Qualitätsstandard für die Verpflegung mit "Essen auf Rädern" und in Senioreneinrichtungen.
Gabriele Mertens-Zündorf (BAGSO) weist darauf hin, dass regelmäßige körperliche Aktivität im Alter nicht nur die körperlichen Veränderungen ausgleichen kann, sondern auch das Wohlbefinden steigert. Sie empfiehlt älteren Menschen, sich täglich mindestens 30 Minuten zu bewegen, sei es durch Spaziergänge, Gartenarbeit oder Gymnastikübungen.
Christine Beine (VSE NRW) erklärt, dass bei Kau- und Schluckbeschwerden spezielle Maßnahmen ergriffen werden können, um die Nahrungsaufnahme zu erleichtern. Dazu gehören beispielsweise das Zerkleinern von Lebensmitteln, das Anpassen der Konsistenz von Speisen oder der Einsatz von Hilfsmitteln wie Trinknahrung oder speziellen Esslöffeln. Die Vernetzungsstellen können hierbei unterstützen und individuelle Lösungen finden.
Alexandra Borchert-Becker (Verbraucherinitiative) schlägt vor, Lieblingsgerichte auf die individuellen Bedarfe und Bedürfnisse zu optimieren. Neigt eine Person beispielsweise dazu eher zu wenig zu essen, kann ein Gericht einfach mit fettreichen Milchprodukten angereichert werden. Ein Apfelmus kann selbst gekocht mit weniger Zucker und ohne Konservierungsstoffe zubereitet werden.
Gabriele Mertens Zündorf weist auf regionale Seniorenbeauftragte und Seniorenbeiräte, wenn ältere Menschen auf der Suche nach regionalen Beratungsangeboten oder Mittagstischen sind.
Die verschiedenen Institutionen setzen sich weiterhin dafür ein, die Ernährungssituation älterer Menschen zu verbessern. Den Beitrag können Sie sich im Deutschlandfunk hier anhören.
Um die Vielfalt gesunder und ausgewogener Ernährung in verschiedenen Lebensphasen und bei verschiedenen chronischen Erkrankungen ging es bei den Ernährungstagen auf Helgoland im Juni.
Unter anderem wurde die Verpflegung älterer Menschen durch die Paracelsus-Nordseeklinik, die auch ein "Essen auf Füßen (analog zu Essen auf Rädern) organisiert, diskutiert. Die Insellage stellt eine besondere Herausforderung dar, die die Fachleute gemeinsam angehen wollen. Auch der Seniorenbeirat und der Bürgermeister wurden aktiv in den Prozess eingebunden. In der Klinik hat der Veränderungsprozess in der Küche bereits in den vergangenen Monaten begonnen: insbesondere verarbeitete Fleischprodukte, Salz und Zucker sollen eingespart werden. Vegetarische Gerichte, Obst und Gemüse stehen häufiger auf dem Speiseplan. Die Rückmeldungen der Patienten hierzu waren sehr positiv.
Am 29.6.2023 standen im Rahmen des Aktionstages „Gesunde Ernährung auf Helgoland“ die Expert*innen der Paracelsus-Nordseeklinik, der Vernetzungsstelle Seniorenernährung SH sowie des Gesundheitszentrums Helgolands allen Interessierten mit umfangreichen Informationen und Beratungen zur Verfügung. Als externe Referentin zum Thema Adipositas beeindruckte Dr. Viktoria Witt mit einem sehr differenzierten und persönlichen Vortrag zum Thema Adipositas. Auch die neurologische Chefärztin der Klinik Dr. Annette Rogge erreichte viele Interessenten zum Thema Ernährung bei Morbus Parkinson und Demenz.
Die Veranstaltung war sehr gut besucht. Das motiviert die beteiligten Ärzt*innen auf der Insel vermehrt auf Präventionsthemen und Ernährungsmedizin aufmerksam zu machen und die Zusammenarbeit zwischen Klinik und Gesundheitszentrum auch im Fort- und Weiterbildungsbereich gemeinsam weiter auszubauen.
Für viele Menschen gehören warme Temperaturen zum Sommer dazu. Extreme Hitze kann allerdings der Gesundheit schaden. Hitzetage sind definiert über Temperaturen > 30 Grad.
Laut statistischem Bundesamt bedingten Hitzschläge, Sonnenstiche und andere durch Hitze oder Sonnenlicht verursachte Schäden im Durchschnitt der Jahre 2001 bis 2021 etwa 1 500 Krankenhausbehandlungen jährlich. Die Sterberate sei dabei nur minimal angestiegen. Insbesondere sei Flüssigkeitsmangel ein Problem, da oft zu wenig getrunken werden würde und die erhöhten Flüssigkeitsverluste zu wenig Beachtung finden würden. "Da insbesondere ältere Menschen, deren Zahl in den vergangenen 20 Jahren zugenommen hat, von Flüssigkeitsmangel betroffen sind, ist der Anstieg der Krankenhausbehandlungen und Todesfälle mit dieser Diagnose teilweise auch altersbedingt." (Destatis, 2023)
Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 28.06.2023
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gibt Tipps und Tricks für den Umgang mit Hitze:
„Das Leben und der Umgang mit Demenz ist eine der größten Herausforderungen für unsere Gesellschaft. Wir können die Krankheit nicht verhindern, aber wir können durch gezielte Maßnahmen den Verlauf beeinflussen und die Betroffenen und ihre Angehörigen unterstützen. Die Ernährung spielt dabei eine entscheidende Rolle.“ Mit dieser Botschaft eröffnete Sozialministerin Aminata Touré am 09.05.2023 den „Markt der Möglichkeiten“ zum Thema Demenz und Ernährung, deren Haus die Veranstaltung finanziell förderte. Demenzerkrankte, pflegende An- und Zugehörige, Interessierte und Mitarbeiter*innen aus dem Pflege- und Gesundheitsbereich konnten sich rund um das Themenfeld „Demenz und Ernährung“ informieren.
Essen beginnt im Mund und macht nur Spaß, wenn Mund und Zähne gesund sind. Zudem ist hier die erste Eintrittspforte für mögliche Keime. Die ständige Pflege der Mundhöhle und ein gut sitzendes Gebiss sind dementsprechend wichtige Bausteine der Immunabwehr, wie Dr. Martina Walther von der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein verdeutlichte.
Die häufig auftretende Unruhe und damit einhergehende hohe Aktivität erfordern reichlich Kalorien. Fingerfood, bei dem der an Demenz Erkrankte jederzeit zugreifen kann, ist hier ein probates Mittel, was vor allem ein Vorteil ist, wenn der Umgang mit Besteck nicht mehr gelingt. Dr. Philipp Bergmann, Geriater am UKSH, sensibilisierte für das im Alter oft besorgniserregende Problem der Mangelernährung. Nicht selten vergessen die Erkrankten einfach zu essen. Im Vortrag der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein erhielten die Teilnehmer*innen unter anderem eine Übersicht günstiger und gesunder Sattmacher. Welche Mahlzeitengestaltung dabei hilft, damit Essen und Trinken Leib und Seele zusammenhalten, wusste Antje Holst vom Kompetenzzentrum Demenz eindrucksvoll zu erläutern. Oft reicht die „normale“ Ernährung nicht aus. Dementsprechend wurde an verschiedenen Ständen über besondere Möglichkeiten der Anreicherung von Speisen genauso wie über geeignetes Geschirr und Besteck für Menschen mit Einschränkungen informiert und beraten. Gebogene Löffel, Teller mit hohem Rand, Tassen mit Nasenausschnitt sind nur einige Beispiele dafür. Wenn die geliebte Tasse Kaffee aufgrund zunehmender Schluckstörungen immer wieder in der Luftröhre landet, kann über das Andicken des Getränkes die Schluckfähigkeit und damit auch ein großes Stück Lebensqualität wiederhergestellt werden. Die Logopädin Jasmin Tovar zeigte Interessierten, welchen enormen Einfluss die Sitzposition auf das Schlucken hat. Zeigt die Lehne schräg nach hinten, ist der Kopf nach hinten gebeugt oder haben die Füße keinen festen Bodenkontakt, ist der Bissen deutlich schlechter zu schlucken. Begleitend zu den speziellen Aspekten der Ernährung stellten sich die Alzheimer Gesellschaft e.V., das Kompetenzzentrum Demenz und der Verein wir pflegen e.V. als kompetente Beratungsstellen für Betroffene sowie deren An- und Zugehörige vor.
„Ernährungsbezogene Interventionen sollten ein integraler Bestandteil der Demenzbehandlung sein.“, fordert Dr. Petra Schulze-Lohmann, Sektionsleiterin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. in Schleswig-Holstein. „Routinemäßige Screenings auf Mangelernährung sollten nicht nur in Senioreneinrichtungen, sondern auch in der hausärztlichen Praxis und -soweit möglich- auch im häuslichen Umfeld durchgeführt werden. Denn“, so Schulze-Lohmann „es wird immer wieder unterschätzt, wie schwierig es im Alter ist, verlorene Kilos, die schon für das Überstehen einer eigentlich nicht lebensbedrohlichen Grippe enorm wichtig sein können, wieder zuzunehmen“. „Abwechslungsreiches, qualitativ hochwertiges Essen entsprechend den persönlichen Bedürfnissen in Verbindung mit einer individuellen, adäquaten pflegerischen Begleitung sind wichtige Voraussetzungen für ein gutes Gelingen und zugleich eine anspruchsvolle Aufgabe“, fasst Anette Langner, Sprecherin des Forums Pflegegesellschaft e.V. zusammen. „Als Zusammenschluss von ca. 80 % aller stationären Pflegeeinrichtungen und 70 % aller ambulanten Pflegedienste in Schleswig-Holstein werden wir gemeinsam mit der Vernetzungsstelle Seniorenernährung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung dieses wichtige Thema weiterhin in Schleswig-Holstein bearbeiten“
Im Dezember 2022 legte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) das Eckpunktepapier „Weg zur Ernäh-
rungsstrategie der Bundesregierung“ vor. Die Ernährungsstrategie soll dazu beitragen gesunde und nachhaltige Ernährungsweisen in allen Generationen zu entwickeln und zu festigen.
Die BAGSO gibt an die Ernährungsstrategie insbesondere im Hinblick auf die ältere Generation zu unterstützen. Diese sei v.a. über Kommunen erreichbar. Beratungs-und Hilfsangebote wie beispielsweise Mittags- und Nachbarschaftstische sollen die individuelle Umsetzung gesunder und nachhaltiger Ernährung erleichtern.
„Mit der Diagnose „Demenz“ kommen nicht nur auf die Betroffenen, sondern auch auf Angehörige einschneidende Veränderungen zu. Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich, dass wir bei der Versorgung von Menschen mit Demenz neben medizinischen auch die sozialen Aspekte in den Vordergrund stellen müssen. Als Gesellschaft müssen wir alles dafür tun, dass Demenzkranke so lange wie möglich selbstständig und selbstbestimmt in ihrem gewohnten Zuhause leben können und in soziale Aktivitäten eingebunden sind. Es ist wichtig, dass sich Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen wertgeschätzt und wahrgenommen fühlen. Als Bundesfamilienministerium fördern wir beispielsweise im Rahmen der „Nationalen Demenzstrategie der Bundesregierung“ lokale Allianzen für Menschen mit Demenz mit dem Ziel, dass sich Akteure vor Ort besser vernetzen, um gemeinsam mit Betroffenen passende Angebote zu entwickeln.“, so Bundesfamilienministerin Lisa Paus.
Die Studie wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Lesen Sie hier den kompletten Forschungsbericht.
Der BIVA-Pflegeschutzbund informiert mit kurzen Videos über die Beirats-Arbeit. In den Clips werden Antworten unter anderem zu diesen Fragen gegeben: Was ist die Aufgabe des Beirats in einem Pflegeheim? Was sind seine Rechte und Pflichten? Was ist, wenn gar kein Beirat zustande kommt? Hier gelangen Sie zu den Videos.
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