1.000 Tage – Ernährung rund um die Geburt

Hintergrundinformationen

Der wissenschaftliche Background

Zeitraum

Die ersten 1.000 Tage rund um die Geburt umfassen drei Phasen:

  • Schwangerschaft (ca. 270 Tage)
  • Stillzeit bzw. die Zeit im ersten Lebensjahr des Kindes (Tag 271 bis 634)
  • Das zweite Lebensjahr des Kindes (Tag 635 bis Tag 1.000)

Die Forschung um die Bedeutung der ersten 1.000 Tage, die einen prägenden Einfluss auf die gesundheitliche Entwicklung des Kindes haben, begann bereits vor mindestens zwei Jahrzehnten. Innerhalb der Forschung ist vor allem die Epigenetik in den Vordergrund gerückt. Diese soll erklären, weshalb in diesem Zeitraum Einflussfaktoren wie der Lebensstil vornehmlich der Mutter – unter Umständen aber auch des Vaters und der Großeltern – sowie Umwelteinflüsse langfristige Auswirkungen auf wichtige Funktionen des Organismus, wie beispielsweise die Regulation des Stoffwechsels, haben können.

Übergewicht und Adipositas

Ein hoher Anteil der Bevölkerung ist übergewichtig oder bereits adipös. Dementsprechend sind auch Schwangere davon betroffen. Im 14. DGE-Ernährungsbericht (externer Link) ist die Gewichtsentwicklung Schwangerer in den Jahren 2007 bis 2017 veröffentlicht worden. Demnach waren 2017 mehr als 39 % der Schwangeren übergewichtig oder adipös. 2007 waren es noch etwa 34 %.

Die Daten des letzten Länderberichts „Perinatalmedizin: Geburtshilfe“ (externer Link) von 2022 zeigen bei insgesamt 653.221 Schwangeren ein

  • leichtes Übergewicht (BMI ≥25 - < 30): bei 25,26%
  • Übergewicht Klasse I (≥ 30 - < 35): bei 11,20 %
  • Übergewicht Klasse II (≥ 35 - < 40): bei 4,65 %
  • Übergewicht Klasse III (≥ 40): bei 2,48 %

Ein hohes Gewicht der Schwangeren bzw. eine zu hohe Gewichtszunahme führt häufig zu einem (zu) hohen Geburtsgewicht des Kindes. Damit erhöht sich für dieses Kind das Risiko, selbst übergewichtig zu werden erheblich. Entsprechend entwickelt sich ein Teufelskreis, wenn dieses Kind später selbst schwanger wird. Das Erreichen von Normalgewicht vor und in der Schwangerschaft ist ein entscheidender Faktor für die Gesundheit von Mutter und Kind.

Weitere Informationen zur aktuelle Datenlage in Schleswig-Holstein bezüglich „Diabetes mellitus Typ 2 und Übergewicht bei Frauen im gebärfähigen Alter und bei Kindern“ finden sich im gemeinsamen Bericht (Link zu externer PDF) der DGE Sektion Schleswig-Holstein und Landesregierung Schleswig-Holstein.

Prägende Faktoren

Ernährung der Schwangeren: BMI / Gewicht / Gewichtszunahme

§ 2 (4) der Mutterschaftsrichtlinie sieht vor: „In die ärztliche Beratung sind auch ernährungsmedizinische Empfehlungen als Maßnahme der Gesundheitsförderung einzubeziehen. Dabei ist insbesondere auf eine ausreichende Jodzufuhr (in der Regel ist eine zusätzliche Zufuhr von 100 bis 200 μg Jodid pro Tag notwendig) und den Zusammenhang zwischen Ernährung und Kariesrisiko hinzuweisen.“

Weitere Angaben zu einer ausgewogenen Ernährung, die sowohl die Gewichtsentwicklung aus auch die Nährstoffzufuhr im Blick haben, sind hier nicht verzeichnet. Dementsprechend wäre es wünschenswert, wenn Frauenärzte und -ärztinnen Kooperationen mit Ernährungsberater*innen eingehen, die diesen Part insbesondere bei übergewichtigen Schwangeren übernehmen. Gleiches gilt insbesondere auch bei Schwangeren, die (stark) untergewichtig sind oder einen extremen Ernährungsstil pflegen.

Grundsätzlich sollten alle Schwangeren bezüglich der Ernährung ein Beratungsangebot bekommen! Inhalte müssen sowohl Hintergrundinformationen bezüglich der Nährstoffdichte von Lebensmitteln und Speisen, die Risiken extremer Ernährungsweisen, Möglichkeiten, z. B. bei veganer Lebensweise Nährstoffdefizite auszugleichen als auch Hinweise auf Lebensmittel sein, die aus hygienischer Sicht ein Risiko darstellen.

Weitere Informationen zur Ernährung in der Schwangerschaft (externer Link) finden sich auf der Seite des Netzwerk Gesund ins Leben.

Infos kurz und prägnant zur Ernährung in der Schwangerschaft: "Nicht für zwei essen – sondern für zwei denken!"

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Stillen und Stilldauer

Stillen ist der in jedem Fall der „Goldstandard“. Keine industrielle Nahrung kann exakt die Zusammensetzung von Muttermilch abbilden. Während des Stillvorgangs produziert der weibliche Körper zunächst eine wässrigere Milch, im Laufe des Stillvorgangs wird diese energiereicher. Mit zunehmendem Wachstum des Kindes verändert sich die Milch. Mutter und Kind können eine sehr intensive Bindung aufbauen, die Muttermilch ist immer vorhanden, wohltemperiert und hygienisch einwandfrei. Ein gestilltes Kind hat in der Regel eine geringere Disposition für die Entwicklung von Übergewicht, das Risiko für Durchfallerkrankungen und Mittelohrentzündungen ist geringer, die Neophobie nach dem Abstillen ist häufig geringer. Auch für die Mutter hat das Stillen den Vorteil, dass die Rückbildung besser gelingt.

Aber natürlich gibt es auch Frauen, die Gründe dafür haben, nicht stillen zu können oder zu wollen. Dies ist zu respektieren. Industrielle Säuglingsnahrung bietet in jedem Fall die Möglichkeit, einen Säugling bedarfsgerecht mit allem zu versorgen, was er benötigt. Trotzdem sollte in der Beratung immer darauf hingewiesen werden, dass auch ein Teilstillen für den Säugling wertvoll ist.

Weitere Informationen zur Ernährung in der Stillzeit finden sich auf der Homepage des Netzwerk Gesund ins Leben.

Infos kurz und prägnant zur Ernährung in der Stillzeit: Was sollten Mütter essen und trinken – was nicht?

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Beikost: Qualität & Quantität

Die Einführung von Beikost erfolgt je nach Reifegrad des Kindes frühestens mit Beginn des 5. und spätestens mit Beginn des 7. Lebensmonats. Ausführliche Informationen zur Zusammensetzung der ersten Breie (externer Link) finden sich auf der Seite des Netzwerk Gesund ins Leben. Eltern brauchen bei der Einführung häufig Unterstützung: wann ist für mein Kind der richtige Zeitpunkt für die Einführung von Beikost, wie viel muss/darf mein Kind essen, welche Breie sind sinnvoll, wovon sollte lieber Abstand genommen werden, ist selbst kochen auf jeden Fall besser, ist Baby Led Weaning sinnvoll oder nicht?

Wünschenswert sind an dieser Stelle Kooperationen von Kinderärzten und -ärztinnen sowie gegebenenfalls Hebammen mit qualifizierten Ernährungsberater*innen, die die Familien intensiv und fachkompetent beraten. Bereits in dieser frühen Phase wird das Essverhalten entscheidend geprägt. Eltern muss deutlich werden, dass sie in dieser Zeit sehr viel für die spätere Gesundheit ihres Kindes tun können!

Infos kurz und prägnant zur Beikost: Wann starten, was einsetzen, wie zubereiten?

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Ernährung des Kleinkindes: Qualität & Quantität

Wenn das Kind langsam dem Breialter entwächst und an die Familienkost herangeführt wird, ist auch für die Eltern ein guter Zeitpunkt gekommen, die eigene Ernährung und das eigene Essverhalten auf den Prüfstand zu stellen. Es klappt nicht immer gleich alles und sowohl Eltern als auch das Kind brauchen Geduld. Für das Kind gilt im Wesentlichen, was für Erwachsene auch gilt: die Zusammensetzung der Kost sollte den Ernährungsempfehlungen der DGE entsprechen: viel Gemüse und Obst, Vollkornprodukte, Milch und Milchprodukte in Maßen, etwas Fisch und auf Wunsch Fleisch. Zentraler Mittelpunkt sind kalorienfreie Getränke, im Fall des Kindes vorwiegend Wasser und gegebenenfalls ungesüßter Kräutertee. Natürlich gibt es bei Kleinkindern noch Besonderheiten. Vor allem wichtig ist ein möglichst (sehr) sparsam gewürztes Essen. Eltern sollten sich daher angewöhnen, erst einmal (fast) ohne Gewürze zu kochen und bei Bedarf am Tisch für sich nachzuwürzen. Das behutsame Heranführen an Hülsenfrüchte verhindert, dass das Kind Bauchschmerzen bekommen, die Vermeidung von Nüssen und kleinen Obstsorten dient der Vermeidung von Aspiration.

Eltern sollten nach Möglichkeit immer mit ihrem Kind gemeinsam essen, seine individuellen Kompetenzen rund um die Nahrungsaufnahme beobachten und angemessen unterstützen. Am Familientisch lernt das Kind nicht nur zu essen, sondern auch zu kommunizieren. Hier geht das sukzessive Erlernen eines guten Essverhaltens weiter, das das Kind für sein Leben prägt.

Weiterführende Informationen zur Ernährung im Kleinkindalter (externer Link) finden sich auf der Seite des Netzwerk Gesund ins Leben.