"Schulverpflegung muss attraktiv sein"

Eva-Maria Lambeck ist seit 1984 in der Gemeinschaftsverpflegung tätig. Sie hat Englisch und Geschichte studiert, ist gelernte Hauswirtschaftsmeisterin und hat mit der Schildkröte gGmbH, der GREENs Unlimited Berlin gGmbH und der HandFest gGmbH drei Cateringunternehmen in Berlin gegründet und zum Erfolg geführt. Sie trage einfach das „gastronomische Gen“ in sich, sagt sie. Im Verband deutscher Schul- und Kitacaterer engagiert sie sich seit der Gründung 2012 für bessere Arbeitsbedingungen in der Branche und mehr Wertschätzung für die Ernährung von Kindern und Jugendlichen. Im Juni 2021 wurde sie zum Ehrenmitglied ernannt. Hier beantwortet sie drei Fragen zur Verpflegungssituation in Kitas und Schulen.

Warum ist eine gesunde Ernährung für Kinder so wichtig?
„Deutlich zu viele Kinder und Jugendliche ernähren sich heute nur noch von PiPaPo (Pizza, Pasta, Pommes). Das Spektrum an Lebensmitteln, dass von den Jüngsten geliebt wird, ist sehr begrenzt. Die industriell gefertigten Lebensmittel bestimmen die Geschmacksnorm und damit die Erwartung der jungen Menschen. Zucker, Salz und Fett im Übermaß prägen die Geschmackserwartungen dieser Generation. Das Speisenangebot im Rahmen der Schulverpflegung muss hier dagegenhalten. Wir wollen die Gesundheit der Kinder schützen. Fest steht: Gesunde Kinder lernen besser. Und gesunde Kinder und Jugendliche sind die Basis jeglicher positiven gesellschaftlichen Entwicklung.“

Wie würde Ihre ideale Kita-/Schulverpflegung aussehen?
„Idealerweise würden die Kinder mittags nach Hause gehen, im Kreise der Familie sitzen und ein leckeres, stärkendes Süppchen aus Kartoffeln, Hülsenfrüchten und Gemüse löffeln. Im Ernst: Ideal könnte sein, jede Einrichtung, in der sich Kinder und Jugendliche aufhalten, hätte eine entsprechend große und gut ausgestattete Mensa mit Küche und mit der notwendigen Anzahl an qualifizierten Mitarbeitenden. Ideal wäre, das Mittagessen würde vor Ort zubereitet, dann könnten die Geschmacksvorlieben berücksichtigt werden und die Kinder wären auch an der Zubereitung beteiligt. Eine ganze Schulgemeinschaft könnte gemeinsam die Mittagspause genießen und bestenfalls frische Produkte aus dem eigenen Schulgarten verwenden. Beispiele aus anderen europäischen Ländern könnten uns hierzu den Weg weisen. Best Practises übernehmen und die allgemeine Wertigkeit des Schulmittagessens neu definieren, das sollte der Auftrag sein.“

Was muss sich in der Kita-/Schulverpflegung dringend ändern?
„Ich fordere deutschlandweit gleiche Bedingungen für die Schul- und Kitaverpflegung und kein Flickwerk oder parteienabhängiges Gepräge in 16 Bundesländern. Die Werte des Föderalismus müssen hinter die Ziele der auf Prävention ausgerichteten Gesundheits-, Sozial- und Bildungspolitik des Bundes zurücktreten. Hier ist eine Zuordnung der Verantwortlichkeiten in der Bundesgesetzgebung Voraussetzung für die Umsetzung des Verpflegungsauftrages unserer jungen Generation. Gute und richtige Rahmenbedingungen werden von der DGE in ihren Empfehlungen für Kita und Schule beschrieben. Diese sollten nach über zehn Jahren endlich zur Pflicht und aus dem Status der Kür herausgeholt werden. Die mit dem Verpflegungsauftrag verbundenen Anforderungen können nicht länger vom individuellen Kenntnisstand der ausschreibenden Stellen der Kommunen und Gemeinden abhängig sein. Ganz einfach auf den Punkt gebracht, heißt das: Schulverpflegung muss attraktiv sein. Sie muss kostenlos für alle Kinder und Jugendlichen sein, dazu bildungs- und gesundheitsfördernd sowie lecker und akzeptiert. Schulverpflegung sollte eine spürbare Entlastung für die Familienarbeit darstellen.“

Quelle: Verband Deutscher Schul- und Kitacaterer e.V., VDSKC/ 13.07.2021

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Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.

Winston Churchill