Lebensmittelwahl

Die industrielle Landwirtschaft beinhaltet neben einer genetischen Standardisierung, auch eine Verringerung der genutzten Arten, eine Umwandlung von Wäldern und wilden Lebensräumen in Kulturlandschaften sowie eine Homogenisierung der Böden. So bilden nur noch sehr wenige Pflanzen- und Nutztierrassen die Grundlage der Welternährung. Durch das Kaufverhalten kann wesentlich Einfluss auf diese Entwicklung genommen werden. Jedes Lebensmittel trägt einen ökologischen Rucksack, der sich durch die Herstellung, Verpackung, den Transport, die Nutzung und Entsorgung des jeweiligen Produktes auszeichnet. Dieser bestimmt u.a., ob der Einkauf zur weiteren Zerstörung oder zum Schutz der Biodiversität unseres Planeten beiträgt. In der Außer-Haus-Verpflegung werden große Mengen an Lebensmitteln eingekauft, wodurch gerade in diesem Bereich mit gezielten und bewussten Kaufentscheidungen ein großer Beitrag zu mehr Umwelt- und Tierschutz und einem Erhalt der Biodiversität geleistet werden kann.

Die folgenden Handlungsempfehlungen bzw. die Nutzung folgender Produktgruppen können zu einer Bewahrung der Biodiversität beitragen:

Alte Nutztierrassen und alte Obst- und Gemüsesorten

Alte Sorten schmecken nicht gleich, lassen sich durch ihre natürliche Lagerfähigkeit von mehreren Monaten länger aufbewahren und sind oftmals sogar für Allergiker verträglich. Bestimmte alte Apfelsorten eignen sich auch viel besser für einen Apfelkuchen, Apfelmus oder Apfelsaft. Dazu gibt es Freilandsorten, nicht nur für den Frühjahrs- und Sommeranbau, sondern auch für den Winteranbau. Durch die Kultivierung von alten Obst- und Gemüsesorten sowie der Haltung von alten Rassen wird ein breiter Genpool mit vielfältigen Eigenschaften erhalten. Doch Vielfalt auf dem Feld benötigt Vielfalt auf dem Teller. Damit traditionelle Sorten und Rassen erhalten bleiben, muss die Nachfrage nach entsprechenden Produkten gefördert werden. Dafür sollten Gerichte mit alten Sorten, wie z.B. Brötchen aus Urgetreide oder Fleisch alter Nutztierrassen, angeboten und die besonderen Eigenschaften zusätzlich kommuniziert werden.

Die gemeinnützige Organisation ProSpecieRara z.B. zeichnet seit 2014 Menschen und Betriebe in Deutschland aus, die sich verantwortungsvoll für den Erhalt und die Förderung von gefährdeten Kulturpflanzensorten einsetzen.

Folgende Zusammenstellung soll einen ersten Überblick zum Thema alte Rassen und Sorten in Schleswig-Holstein geben.

Regionale alte Nutztierrassen in Schleswig-Holstein:

u.a. Schleswiger Kaltblut, Deutsches Shorthorn, Rotbunte in Doppelnutzung, Angler Rind, Angler Sattelschwein, Rotbuntes Husumer Schwein

Alte Getreidesorten:

Emmer, Einkorn, Urdinkel, Urroggen, Urgerste, Kamut etc.

Regionale alte Apfelsorten in Schleswig-Holstein:

Friesenapfel, Holsteiner Zitronenapfel, Holsteiner Cox, Angelner Borsdorfer, Perle von Angeln, Dithmarscher Paradiesapfel, Probsteier Renette etc.

Weitere alte Obstsorten finden Sie:

-in der Datenbank vom BUND

-beim Bundessortenamt

Alte Gemüsesorten:

Blutampfer, Petersilienwurzel, Regenbogenmangold, Winterheckzwiebel, gelbe Beete, Mairübe, lila Karotte, Pastinake, Tigertomate, wilde Rauke, Topinambur etc.

Tipp: Fragen Sie doch einfach mal bei Ihrem Lieferanten oder nächstem Bioladen nach alten Sorten oder Rassen.

Ökologisch* angebaute Lebensmittel

* Eine ökologische Landwirtschaft steht für ein Wirtschaften im Einklang mit der Natur, bei dem der landwirtschaftliche Betrieb vor allem als Organismus mit den Bestandteilen Mensch, Tier, Pflanze und Boden gesehen wird.

Auf ökologisch bewirtschafteten Böden wachsen viele Ackerwildkraut-Arten und es werden vielfältige Fruchtfolgen genutzt. Von der größeren Vielfalt an Pflanzen profitieren vor allem Insekten und Feldvögel. Dazu fördert der geringe und organische Düngereinsatz sowie der Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide und mineralische Stickstoffdünger die Artenvielfalt im Boden. Auch wenn es keine verbindliche Vorgabe ist, gehören Landschaftsstrukturen, wie Hecken, Feuchtbiotope, Streuobstwiesen und Wegraine in vielen Öko-Betrieben zum Bewirtschaftungskonzept. Diese bieten ebenfalls vielen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum, Nahrung und Rückzugsmöglichkeiten und erhöhen gleichzeitig die Stabilität des Agrar-Öko-Systems.

Verwendung gentechnikfreier* Produkte

Gentechnisch veränderte Monokulturen sind oftmals anfälliger für Schädlinge und Krankheiten, wodurch ein hoher Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln nötig ist. Diese vernichten jedoch auch nützliche Insekten und Ackerkräuter und belasten die Bodenfruchtbarkeit, wodurch die Artenvielfalt schrumpft. Zwar besteht eine EU-weite Verpflichtung zur Kennzeichnung von Lebens- und Futtermitteln, die gentechnisch veränderte Organismen enthalten, aus ihnen bestehen oder hergestellt werden, jedoch müssen tierische Produkte, in deren Wertschöpfungskette gentechnisch veränderte Produkte, z.B. als Futtermittel, eingesetzt wurden, nicht als diese gekennzeichnet werden. Der Verband Lebensmittel ohne Gentechnik e.V. hat ein „Ohne Gentechnik“-Siegel geschaffen. Dieses deklariert nur solche Produkte, die den gesetzlichen Vorgaben entsprechen und in deren Vorprozess ebenfalls weder gentechnisch verändertes Futtermittel noch veränderte Zusatzstoffe verwendet wurden.

Tipp: Wer ganz sicher sein möchte, greift einfach auf ökologisch produzierte Lebensmittel mit einem Bioland, Naturland oder Demeter-Siegel zurück.

Produkte aus Streuobst*

* Streuobstbau ist eine Form des naturverträglichen Obstbaus, bei dem großteils starkwüchsige, hochstämmige und großkronige Obstbäume verstreut in der Landschaft stehen. Die Bestände sind aus verschiedene Arten und Sorten sowie Alters- und Größenklassen zusammengesetzt.

Streuobstwiesen zählen zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa. Sie bieten Lebensraum für bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten, darunter vieler Bedrohter, und leisten daher einen wichtigen Anteil zum Erhalt der Biodiversität. Durch die Verwendung von Streuobst-Produkten werden Landwirte und Keltereien, welche sich dem Erhalt, der Pflege und der Neuanlage von Streuobstflächen widmen, unterstützt. Auch hier sollten die besonderen Eigenschaften und die Bedeutung von Streuobst an die Gäste kommuniziert werden.

Fair-Trade* Produkte

* Fair gehandelte Produkte stehen für die Idee einer solidarischen Partnerschaft mit Erzeugern in Schwellen- und Entwicklungsländern.

Der faire Handel fördert Kleinbauern in Afrika, Asien und Lateinamerika in Gebieten, wo Bevölkerung und Armut oftmals gleichzeitig wachsen und die Natur landwirtschaftlicher Nutzfläche weichen muss. Fairtrade-Standards setzen auf ressourcenschonende, nachhaltige Anbauweisen und den Schutz der Biodiversität. So darf keine Brandrodung stattfinden, die Einrichtung von Pufferzonen und der Schutz von Gebieten mit hoher Biodiversität ist vorgeschrieben und die Wildsammlung ist nur sehr beschränkt und in nachhaltiger Weise erlaubt. Dazu ist der Anbau von gentechnisch veränderten Sorten verboten und die Bauern und Bäuerinnen werden darin unterstützt, auf kontrollierten biologischen Anbau umzustellen und mehrere Produkte anzubieten. So produzieren Kaffeebauern in Guatemala z.B. nicht mehr nur Kaffee, sondern auch Honig und Kardamom. Die fairen Preise für die Produktion in den Herstellungsländern ermöglicht ein ökologisch nachhaltiges Wirtschaften und somit einen Artenschutz, der Hand in Hand mit der lokalen Bevölkerung geschehen kann.

Fair-Trade-Produkte sind am FAITRADE-Siegel erkennbar.

 

Fisch aus nachhaltiger Fischerei / Fischzucht*

* Nachhaltige Fischerei steht für Fangmethoden, die den Bestand erhalten und keine Einschränkung der Reproduktionsfähigkeit der Fischarten herbeiführen. Ebenso soll das Ökosystem nicht beschädigt und der Anteil des ungewollten Beifangs minimiert werden.

Durch die Verwendung von Fisch aus nachhaltiger Fischerei kann der Überfischung, der daraus entstehenden Zerstörung des Ökosystems Meer und dem damit verbundenen Artenschwund entgegengewirkt werden.

Eine Hilfestellung bei der Lebensmittelwahl bieten auch hier verschiedene Siegel. Jedoch ist Fischsiegel nicht gleich Fischsiegel und es existieren verschiedene Kriterien und Anforderungen an die Hersteller. Dazu gibt es eine Unterscheidung in Wildfisch und Fisch aus Aquakultur. Folgende Tabelle soll einen Überblick verschaffen.

Einige Fischarten sind bereits vor dem Aussterben bedroht und sollten deshalb möglichst wenig oder gar nicht mehr auf dem Speiseplan erscheinen. Dies betrifft u.a. den Blauflossen-Thunfisch, Hai, Marlin, Rotbarsch, Schellfisch, Seeteufel, Aal, Rochen sowie importierte Shrimps.

Eine gute Wahl sind Fische, deren Bestände nicht bedroht sind. Dazu zählen u.a. Hering (NO-Atlantik), Kabeljau, Dorsch (östliche Ostsee), Karpfen, Lachs (Pazifischer Ostpazifik, USA), Makrele (Nordatlantik) und Sardelle (Biscaya).

Tipp: Versuchen Sie zu vermitteln, dass Fisch als eine besondere Mahlzeit und nicht als alltägliches Nahrungsmittel gilt.

Lebensmittel ohne Tier und Palmöl

Vor allem eine fleischbetonte Ernährung trägt oftmals dazu bei, dass naturbelassene Regionen in Agrar- und Weideland umgewandelt und dadurch die Artenvielfalt der Erde gemindert und wichtige Lebensräume zerstört werden. So ist der Regenwald das Gebiet auf der Erde mit der höchsten Artenvielfalt und -dichte. Die größten Bedrohungen für den Regenwald stellen zum einen der Sojaanbau in Südamerika und zum anderen die Palmölproduktion in Indonesien dar. Soja ist ein eiweißreiches Futtermittel, das zum größten Teil für die Viehwirtschaft genutzt wird. Palmöl ist ein stark nachgefragtes Öl, welches in fast allen Produkten zu finden ist. Um der Vernichtung des Regenwaldes und der damit verbundenen Reduzierung der Biodiversität entgegenzuwirken, sollten fleischhaltige Speisen reduziert und neben dem täglichen Angebot eines vegetarischen Gerichts, auch mindesten einmal in der Woche ein vegetarischer Tag eingebaut werden. Des Weiteren kann darauf geachtet werden, dass überwiegend palmölfreie Lebensmitteln verwendet werden und damit auch die Nachfrage nach Palmöl sinkt.

Neben Marken, die Lebensmittel ohne Palmöl anbieten, werden auf folgender Seite auch Hersteller von palmölfreien Reinigungsmitteln vorgestellt:

Hersteller von palmölfreien Reinigungsmiteln

Der ProVeg Deutschland e. V bietet auf seiner Website vegane Rezeptideen:

Vegane Rezeptideen

sowie Informationen über pflanzliche Ersatzprodukte an:

Pflanzliche Ersatzprodukte