Die Vernetzungsstelle Seniorenernährung SH begleitet das Gettorfer Seniorenfrühstück mit einem Vortrag, Oktober 2023

Nachdem Maria Apel, die Vorsitzende des Seniorenbeirates Gettorf, die Vernetzungsstelle Seniorenernährung SH bei der Gesundheitskonferenz in Rendsburg kennengelernt hatte, wandte sie sich an diese mit der Bitte um einen Vortrag.

Am 10.10.2023 hielt die Vernetzungsstelle einen Vortrag im Rahmen des Seniorenfrühstücks im Hotel Stadt Hamburg in Gettorf. Dabei präsentierte sie den 85 Seniorinnen und Senioren aus Gettorf nicht nur die körperlichen Veränderungen im Alter, sondern insbesondere auch Möglichkeiten, diesen Veränderungen durch eine entsprechende Ernährung entgegenzuwirken. Jeder Alterungsprozess verläuft zwar unterschiedlich: meistens nimmt aber mit dem Alter der Körperfettgehalt zu - die Muskelmasse dagegen ab. Der Stoffwechsel wird etwas träger und auch die körperliche Bewegung wird häufig weniger. Dadurch sinkt der benötigte Energiebedarf, der Körper braucht also weniger Kalorien. Gleichzeitig werden aber genauso viele Vitamine und Mineralstoffe wie in jungen Jahren benötigt, manchmal sogar noch mehr. Es sollte also noch etwas bewusster auf die Lebensmittel geschaut werden, vor allem nicht zu viel fett- und zuckerreich gegessen werden.

Besonders spannend war für viele Teilnehmende des Frühstücks, wie mit kleinen Anpassungen der eigene Speiseplan noch nährstoffreicher gestaltet werden kann. Wenn beispielsweise Backwaren aus Weizenmehl Typ 405 durch Vollkornprodukte ersetzt werden, vitaminärmere Obstsorten durch nährstoffreichere Varianten wie schwarze Johannisbeeren als "Vitamin C-Bombe" und zucker- und/oder salzhaltige Snacks durch eine kleine Menge Nüsse ausgetauscht werden, sind bereits erste Schritte getan. Meistens geht es um kleine Veränderungen, denn Essen ist eng mit Gewohnheiten und Erinnerungen verbunden und: „ein gutes Essen ist Balsam für die Seele“ (Sprichwort aus Tadschikistan).

Nach dem Vortrag blieb Zeit für Fragen und einen gemeinsamen Austausch. Da Essen ist ein sehr persönliches Thema ist, bildeten sich vor allem kleine Gesprächsrunden, in denen verschiedene Themen vertieft wurden. Viele Teilnehmende berichteten mit einigen neuen Informationen nach Hause zu gehen und bedankten sich für den spannenden Vormittag.

 

Foto (v. links nach rechts): Manfred Schröter (Kassenwart des Seniorenbeirates), Sophie Pekrun (Projektmitarbeitende der Vernetzungsstelle), Maria Apel (Vorsitzende des Gettorfer Seniorenbeirates)

Nicht auf dem Foto: Gerd Finke (ehemaliger 1. Vorsitzender des Seniorenbeirates) führte die Technik aus.

Nachbericht zu den Tagen der Seniorenernährung 2023

Nachbericht zum Online-Fachtag "Wenn Zellen altern und zunehmend schwinden" am 25.09.2023 von 14:30 – 18:00 Uhr

Gemeinsame Organisation: bundesländerübergreifend, DGE-Vernetzungsstellen Seniorenernährung: MV, NI, SH, TH

Die Vernetzungsstellen Seniorenernährung Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen veranstalteten am 25.09.2023 einen Online-Fachtag „Wenn Zellen altern und zunehmend schwinden“. Dabei wurde mit 86 Teilnehmenden die Rolle der Ernährung bei (neuro-) degenerativen Erkrankungen betrachtet.

Bedürfnisgerechte Ernährung bei Demenz | Sophie Pekrun | VNS SH

„Das Leben und der Umgang mit Demenz ist eine der größten Herausforderungen für unsere Gesellschaft. Heilungschancen werden zeitnah nicht gesehen, und dennoch gibt es Hoffnung: Durch gezielte Maßnahmen kann die Entstehung und der Verlauf der Krankheit positiv beeinflusst werden. Zu nennen sind u. a. ein beziehungsvoller Umgang als auch spezielle Ernährungsfaktoren“ weiß Sophie Pekrun, Projektmitarbeiterin der Vernetzungsstelle Schleswig-Holstein. Fingerfood und Hilfsmittel können bei abnehmenden Alltagsfähigkeiten Erleichterung bringen. Die Speisen sollten energie- und / oder nährstoffreich - um das Risiko einer Mangelernährung zu minimieren - in kleinen Portionen über den Tag verteilt angeboten werden und Vorlieben berücksichtigen (Essbiografie).

Empfohlene Materialien: Broschüre der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. „Essen und Trinken bei Demenz“ und der Kurzfilm „Hilfsmittel für mehr Freude beim Essen und Trinken“.

 

Bewegung bei Demenz – mit bewegter Pause | Isabelle Scholz | LSB TH

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat zusammen mit der Deutschen Alzheimer Gesellschaft 2020 das Projekt „Sport bewegt Menschen mit Demenz“ initiiert. Übungsleiter*innen werden geschult für spezielle Sportangebote, die mit Begrüßungsritualen, Herz-Kreislauftraining, Kräftigungsübungen, Übungen für Beweglichkeit, Gleichgewichtssinn, Koordination, Reaktionsfähigkeit und Dual-Task sowie Entspannungseinheiten auf die Bedürfnisse der an Demenz Erkrankten ausgerichtet sind. Sport verbessert die Durchblutung des Gehirns sowie die kognitive Leistungsfähigkeit. Synapsen zwischen den Neuronen verstärken sich und Depressionssymptome verringern sich. Außerdem sinken das Infarktrisiko (20 %), die Sterblichkeitsrate und das Risiko für Stürze. Nach dem Theorieteil hat Frau Scholz einen Alltags-Fitness-Test mit sechs Übungen als bewegte Pause durchgeführt.

 

Kardiovaskuläres Kontinuum – Arthritis und Arthrose | Dr. Bettina Jagemann

Die Häufigkeit sowohl der Arteriosklerose [1] (Verengung der Blutgefäße durch Ablagerungen), als auch der Arthrose (Verschleiß der Gelenke durch Abnutzung der Knorpel) und Arthritis (Abnutzungserscheinungen mit zusätzlicher Entzündung) nehmen mit steigendem Alter zu. Auch Ernährung, Lebensstil und Umweltbedingungen haben Einfluss auf die entzündlichen Prozesse. Insbesondere Fettzellen und das Mikrobiom spielen an dieser Stelle eine Rolle. Es gibt Ernährungsmuster, die als antientzündlich gelten, z. B. die mediterrane Ernährungsform. Die Empfehlungen der DGE sind eine gute Orientierungshilfe. Regionale und saisonale Lebensmittel, v. a. Hülsenfrüchte, Gemüse, Nüsse, Ölsaaten und Vollkornprodukte, enthalten viele anti-inflammatorische (entzündungshemmende) Inhaltsstoffe.

 

Relevanz der Ernährung bei Parkinson | Dr. Julienne Haas | Uniklinikum SH

Die entzündlichen Prozesse der Parkinson-Erkrankung werden durch hochverarbeitete Lebensmittel mit hohem Zuckeranteil und ungünstigen Fetten befördert. Ernährungsweisen, wie die mediterrane Ernährung, können vorbeugend wirken und den Verlauf verlangsamen. Dabei spielen sowohl Omega-3-Fettsäuren (in fettem Fisch, Walnüssen und Leinsamen enthalten) als auch Polyphenole (in Olivenöl und Beeren) eine Rolle. Auch eine ketogene Ernährung (geringer Anteil an Kohlehydraten) wirkt sich günstig auf den Verlauf aus, ist aber schwer langfristig umsetzbar. Da es auch bei der Parkinsonerkrankung zu Mangelernährung kommen kann, ist auf eine ausreichende Energie- und Nährstoffzufuhr zu achten. Dem Symptom der Verstopfung kann mit ballaststoffreichen Lebensmitteln, ausreichender Flüssigkeitszufuhr und Bewegung entgegengewirkt werden.

 

Diskussion und Abschluss

Fragen wurden im Chat gestellt und direkt beantwortet. In den Vorträgen wurde Fachwissen anschaulich vermittelt und viele in der Praxis anwendbare Tipps zum Thema Essen und Trinken gegeben. Über die Zusammenstellung der Vorträge und weitere informative Links können die Informationen auch im Nachhinein von den Teilnehmenden eingesehen und bundesländerübergreifend Vernetzungen entstehen sowie Angebote für Information und Beratung eingeholt werden. Die Teilnehmenden setzten sich zusammen aus den Bereichen: Senioreneinrichtung (Küche, Hauswirtschaft, Pflege), Catering, Sozial- und Pflegedienst sowie Bildung, Erziehung und Wissenschaft. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden waren durchweg positiv.

 

[1] Anm.: Arteriosklerose ist ein Faktor des Kardiovaskulären Kontinuums, an dessen Ende eine chronische Herzinsuffizienz steht.

Abfall-Restemessung in einer Senioreneinrichtung, 2023

Anfang des Jahres 2023 wurde die VSESH von einer Seniorenwohnanlage zwecks einer Speiserestemessung angefragt. Die Ausgangsvermutung, dass eine zu große Menge an Speisen zubereitet und in diesem Zusammenhang auch weggeworfen wird, sollte damit überprüft werden.

7 Tage einer Woche (Montag bis Sonntag) wurde das komplette Mittagstischangebot der Einrichtung sowie die täglich entstandenen Reste/Abfälle gemessen, um Aussagen darüber treffen zu können, wie viel schon bei der Ausgabe liegen bleibt (eventuell zu viel, weil zu wenig gegessen) und was als Speiserest auf den Tellern verbleibt (eventuell zu große Portionen).

Bei einer durchschnittlichen Lebensmittelproduktion von insgesamt 33,38 kg (547 g/Person/Tag) fielen 35 % Abfälle an. Dieses entspricht einer durchschnittlichen täglichen Abfallmenge von aufgerundet 12 kg. Davon entfallen 9,5 kg auf Ausgabeverluste (82 %) und 2 kg (18 %) auf Tellerreste.

Bei der Einteilung der Abfallmenge nach Lebensmittelgruppen entfielen die größten Anteile auf Getreide, Getreideprodukte und Kartoffeln (27%) und Gemüse und Salat (26%).  Dem folgten tierische Lebensmittel mit 26 % (Fleisch, Wurst, Fisch und Eier = 14 %; Milch und Milchprodukte = 12 %). Sonstiges (z.B. Senf, Zucker, Brühe) machte 16 % aus und der geringste Anteil entfiel auf die Komponente Obst (5 %). Dies erklärt sich vor allem damit, dass Obst allgemein einen sehr geringen Anteil des Mittagsangebots in der untersuchten Woche ausmachte (beispielsweise in Fruchtsoßen oder Kompott).

Die Ergebnisse der Speiserestemessung deuten darauf hin, dass es Optimierungspotenzial in Bezug auf die Abfallmenge gibt. Es ist auffällig, dass ein hoher prozentualer Anteil der Ausgaben für Essen und ein geringer Anteil an Tellerresten vorhanden waren. Ein möglicher Grund dafür ist, dass die Portionsgrößen individuell an die Bewohner*innen angepasst wurden und daher keine vorportionierten Teller (außer Salat- oder Dessertschälchen) vorhanden waren. Das Service- und Pflegepersonal berücksichtigte die individuellen Essgewohnheiten, Portionsgrößen und bevorzugte Zusammenstellung des Mittagessens.

Den ersten Schritt zur Verringerung der Lebensmittelabfälle erfüllte die Senioreneinrichtung bereits durch die Abfallmessung. Nach der einwöchigen Intervention begann die Küchenleitung bereits mit der Einführung eines Kellenplans, um Portionsgrößen zu standardisieren. Dieses schließt eine individuelle Anpassung der Mengen allerdings nicht aus. Zusätzlich führte die Einrichtung bereits genauere Bezeichnungen der Gerichte im Speiseplan ein: Ein Gericht „Hackbraten mit Gemüse und Kartoffeln“ wurde beispielsweise umbenannt zu einem „Hackbraten (50 % Schwein, 50 % Rind) mit Wurzelgemüse und Kartoffeln“.

Eine Nachbesprechung der VSESH mit der Hauswirtschafts- und Küchenleitung der Einrichtung hat ergeben, dass möglichst das gesamte Personal neben der Lebensmittelverschwendung auf spezifische Ernährungsthemen (wie einer Reduktion des Fleisch-Anteils, bzw. Erhöhung des Gemüseanteils, indem beispielsweise geraspelte Karotten in Hackbraten eingearbeitet werden) sensibilisiert werden sollte. Durch diese Maßnahmen könnte möglicherweise der Anteil an verschwendetem Fleisch reduziert und gleichzeitig der Verzehr von Gemüse gesteigert werden.

Erfolgreiche Ernährungstage auf Helgoland, Juni 2023

Um die Vielfalt gesunder und ausgewogener Ernährung in verschiedenen Lebensphasen und bei verschiedenen chronischen Erkrankungen ging es bei den Ernährungstagen auf Helgoland im Juni.

Unter anderem wurde die Verpflegung älterer Menschen durch die Paracelsus-Nordseeklinik, die auch ein "Essen auf Füßen (analog zu Essen auf Rädern) organisiert, zu diskutiert. Die Insellage stellt eine besondere Herausforderung dar, die die Fachleute gemeinsam angehen wollen. Auch der Seniorenbeirat und der Bürgermeister wurden aktiv in den Prozess eingebunden. In der Klinik hat der Veränderungsprozess in der Küche bereits in den vergangenen Monaten begonnen: insbesondere verarbeitete Fleischprodukte, Salz und Zucker sollen eingespart werden. Vegetarische Gerichte, Obst und Gemüse stehen häufiger auf dem Speiseplan. Die Rückmeldungen der Patienten hierzu waren sehr positiv.

Am 29.6.2023 standen im Rahmen des Aktionstages „Gesunde Ernährung auf Helgoland“ die Expert*innen der Paracelsus-Nordseeklinik, der Vernetzungsstelle Seniorenernährung SH sowie des Gesundheitszentrums Helgolands allen Interessierten mit umfangreichen Informationen und Beratungen zur Verfügung. Als externe Referentin zum Thema Adipositas beeindruckte Dr. Viktoria Witt mit einem sehr differenzierten und persönlichen Vortrag zum Thema Adipositas. Auch die neurologische Chefärztin der Klinik Dr. Annette Rogge erreichte viele Interessenten zum Thema Ernährung bei Morbus Parkinson und Demenz.

Zahlreicher Besuch bei den Ernährungstagen auf Helgoland

Die Veranstaltung war sehr gut besucht. Das motiviert die beteiligten Ärzt*innen auf der Insel vermehrt auf Präventionsthemen und Ernährungsmedizin aufmerksam zu machen und die Zusammenarbeit zwischen Klinik und Gesundheitszentrum auch im Fort- und Weiterbildungsbereich gemeinsam weiter auszubauen.

„Markt der Möglichkeiten“ mit dem Schwerpunktthema „Demenz und Ernährung“ am 9.5.2023 im Wissenschaftszentrum in Kiel

„Das Leben und der Umgang mit Demenz ist eine der größten Herausforderungen für unsere Gesellschaft. Wir können die Krankheit nicht verhindern, aber wir können durch gezielte Maßnahmen den Verlauf beeinflussen und die Betroffenen und ihre Angehörigen unterstützen. Die Ernährung spielt dabei eine entscheidende Rolle.“  Mit dieser Botschaft eröffnete Sozialministerin Aminata Touré am 09.05.2023 den „Markt der Möglichkeiten“ zum Thema Demenz und Ernährung, deren Haus die Veranstaltung finanziell förderte. Demenzerkrankte, pflegende An- und Zugehörige, Interessierte und Mitarbeiter*innen aus dem Pflege- und Gesundheitsbereich konnten sich rund um das Themenfeld „Demenz und Ernährung“ informieren.

Essen beginnt im Mund und macht nur Spaß, wenn Mund und Zähne gesund sind. Zudem ist hier die erste Eintrittspforte für mögliche Keime. Die ständige Pflege der Mundhöhle und ein gut sitzendes Gebiss sind dementsprechend wichtige Bausteine der Immunabwehr, wie Dr. Martina Walther von der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein verdeutlichte.

Die häufig auftretende Unruhe und damit einhergehende hohe Aktivität erfordern reichlich Kalorien. Fingerfood, bei dem der an Demenz Erkrankte jederzeit zugreifen kann, ist hier ein probates Mittel, was vor allem ein Vorteil ist, wenn der Umgang mit Besteck nicht mehr gelingt. Dr. Philipp Bergmann, Geriater am UKSH, sensibilisierte für das im Alter oft besorgniserregende Problem der Mangelernährung. Nicht selten vergessen die Erkrankten einfach zu essen. Im Vortrag der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein erhielten die Teilnehmer*innen unter anderem eine Übersicht günstiger und gesunder Sattmacher. Welche Mahlzeitengestaltung dabei hilft, damit Essen und Trinken Leib und Seele zusammenhalten, wusste Antje Holst vom Kompetenzzentrum Demenz eindrucksvoll zu erläutern. Oft reicht die „normale“ Ernährung nicht aus. Dementsprechend wurde an verschiedenen Ständen über besondere Möglichkeiten der Anreicherung von Speisen genauso wie über geeignetes Geschirr und Besteck für Menschen mit Einschränkungen informiert und beraten. Gebogene Löffel, Teller mit hohem Rand, Tassen mit Nasenausschnitt sind nur einige Beispiele dafür. Wenn die geliebte Tasse Kaffee aufgrund zunehmender Schluckstörungen immer wieder in der Luftröhre landet, kann über das Andicken des Getränkes die Schluckfähigkeit und damit auch ein großes Stück Lebensqualität wiederhergestellt werden. Die Logopädin Jasmin Tovar zeigte Interessierten, welchen enormen Einfluss die Sitzposition auf das Schlucken hat. Zeigt die Lehne schräg nach hinten, ist der Kopf nach hinten gebeugt oder haben die Füße keinen festen Bodenkontakt, ist der Bissen deutlich schlechter zu schlucken. Begleitend zu den speziellen Aspekten der Ernährung stellten sich die Alzheimer Gesellschaft e.V., das Kompetenzzentrum Demenz und der Verein wir pflegen e.V. als kompetente Beratungsstellen für Betroffene sowie deren An- und Zugehörige vor.

„Ernährungsbezogene Interventionen sollten ein integraler Bestandteil der Demenzbehandlung sein.“, fordert Dr. Petra Schulze-Lohmann, Sektionsleiterin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. in Schleswig-Holstein. „Routinemäßige Screenings auf Mangelernährung sollten nicht nur in Senioreneinrichtungen, sondern auch in der hausärztlichen Praxis und -soweit möglich- auch im häuslichen Umfeld durchgeführt werden. Denn“, so Schulze-Lohmann „es wird immer wieder unterschätzt, wie schwierig es im Alter ist, verlorene Kilos, die schon für das Überstehen einer eigentlich nicht lebensbedrohlichen Grippe enorm wichtig sein können, wieder zuzunehmen“.  „Abwechslungsreiches, qualitativ hochwertiges Essen entsprechend den persönlichen Bedürfnissen in Verbindung mit einer individuellen, adäquaten pflegerischen Begleitung sind wichtige Voraussetzungen für ein gutes Gelingen und zugleich eine anspruchsvolle Aufgabe“, fasst Anette Langner, Sprecherin des Forums Pflegegesellschaft e.V. zusammen. „Als Zusammenschluss von ca. 80 % aller stationären Pflegeeinrichtungen und 70 % aller ambulanten Pflegedienste in Schleswig-Holstein werden wir gemeinsam mit der Vernetzungsstelle Seniorenernährung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung dieses wichtige Thema weiterhin in Schleswig-Holstein bearbeiten“

Online-Fachtagung "Klimafreundlich genießen! Impulse für die Seniorenverpflegung"

eine Kooperationsveranstaltung von:

Unsere Ernährung soll gut schmecken und zudem gesundheitsfördernd sowie nachhaltig sein. Informationen und Anregungen für die Umsetzung in die Praxis gaben die oben genannten Institutionen bei dem Fachtag.

 

Impulsvorträge: Nachhaltigkeit, Gesundheit und Genuss in der Seniorenverpflegung

Zu Beginn der Veranstaltung hielten Sophie Pekrun (Vernetzungsstelle Seniorenernährung Schleswig-Holstein, DGE-Sektion) und Julia Maier (AWO Bundesverband e. V.) zwei Impulsvorträge. In diesen gaben sie Einblicke in die Vernetzungsstellenarbeit und die Inhalte des DGE-Qualitätsstandards sowie in das AWO-Projekt “klimafreundlich pflegen – überall!”. Durch die Vorträge wurde deutlich, dass in der Gemeinschafts- bzw. speziell in der Seniorenverpflegung an vielen Stellschrauben gedreht werden kann, um die CO2-Emissionen zu reduzieren und Ressourcen zu schonen. In einer anschließenden interaktiven Workshop-Phase konnten die Teilnehmenden sich für eines von drei Themen entscheiden.

Workshop 1: „Abfall vermeiden – Ressourcen schonen“

Das erste Thema lautete „Abfall vermeiden – Ressourcen schonen“, vorgetragen von Julia Maier (awo Bundesverband e.V.) und Dolores Birk (Deutschen Umwelthilfe). Dabei stand die Nachhaltigkeit von Lebensmittelverpackungen im Vordergrund. Laut Frau Birk sind Mehrwegverpackungen, unabhängig ob aus Plastik, Glas oder Porzellan, immer den Einwegprodukten vorzuziehen. Sie wies darauf hin, dass ab dem 01. Januar 2023 alle Anbietenden von verzehrfertigen Speisen und Getränken dazu verpflichtet sind, Mehrwegverpackungen als Alternative neben den Einwegprodukten anzubieten. Dies betrifft u.a. Supermärkte mit Frischetheken, Restaurants, Lieferdienste und Caterer.

Workshop 2: „nachhaltig = gesundheitsfördernd?!“

Der zweite Workshop „nachhaltig = gesundheitsfördernd?!“ wurde von Eike Christian Selonke (Vernetzungsstelle Seniorenernährung Schleswig-Holstein, DGE-Sektion) durchgeführt. Hier stand die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in die gesundheitsfördernde Seniorenernährung im Vordergrund. Um sowohl der Umwelt als auch der Gesundheit der Senior*innen etwas Gutes zu tun, empfiehlt sich eine pflanzenbasierte Kost. Das bedeutet, dass das Speisenangebot um vegetarische Gerichte erweitert und der Fleischanteil in den Speisen generell reduziert werden sollte. Durch saisonale und regionale Gemüse- und Obstsorten sowie Hülsenfrüchte kommt Vielfalt auf den Teller und die Klimafreundlichkeit der Speisen wird verbessert.

Workshop 3: „Speisenplan optimieren – nachhaltig und lecker“

Im dritten Workshop erarbeitete die Ernährungsberaterin Dr. Alexandra Blaik das Thema „Speisenplan optimieren – nachhaltig und lecker“. Dabei lag der Fokus auf der bedarfs- und bedürfnisgerechten Ernährung der Senior*innen, die mit den Aspekten der Nachhaltigkeit in Einklang gebracht werden soll. Es wurde deutlich, dass die Erhöhung von pflanzlichen Lebensmitteln, insbesondere des Gemüseanteils und der Hülsenfrüchte sowie wie Reduktion von tierischen Zutaten, in der Praxis immer wieder eine Herausforderung darstellt. Zudem sei die Schnittstellenkommunikation im Arbeitsalltag eine große Hürde. Diese ist jedoch von großer Bedeutung, um alle Mitarbeiter*innen und Bewohner*innen zu informieren und von den Optimierungen zu überzeugen. Denn nur so kann ein einheitliches Verständnis und Handeln im Sinne der Gesundheitsförderung, Nachhaltigkeit und des Genusses entwickelt werden.

 

Mehr Nachhaltigkeit in der Seniorenverpflegung durch kleine Veränderungen!

Nach den Workshops bekamen alle Teilnehmenden die Möglichkeit, Fragen zu stellen und sich untereinander und mit den Referent*innen auszutauschen. Zum Abschluss kann festgehalten werden, dass Nachhaltigkeit in der Seniorenernährung immer mehr an Bedeutung gewinnt. Weitere Impulse und Ideen erhalten Sie beispielwiese im „DGE-Qualitätsstandrad für die Verpflegung mit Essen auf Rädern und in Senioreneinrichtungen“.

Folgende drei Veranstaltung fanden mit insgesamt 81 Teilnehmenden statt:

  • 13.10. | virtuell in Niedersachsen, Hannover
  • 08.11. | virtuell in Sachsen-Anhalt, Magdeburg
  • 08.12. | virtuell in Schleswig-Holstein, Kiel
Tag der Seniorenernährung am 06.10.2022

Seniorengerechte Verpflegung im Quartier – gute Mittagstische für unsere Älteren

Unter diesem Titel stand der diesjährige Tag der Seniorenernährung in Schleswig-Holstein.

Der Tag der Seniorenernährung wurde von den Vernetzungsstellen für Seniorenernährung ins Leben gerufen, um die Bedeutung der Ernährung im Alter stärker in den Fokus zu rücken. Den Grund kennen Sie als Akteure selbst am besten: Essen und Trinken beeinflussen in ganz hohem Maße die persönliche Lebensqualität, sind wichtige Bestandteile sozialer aber auch kultureller Identität. Außerdem ruft besonders das Essen, manchmal auch das Trinken Emotionen hervor und nicht zuletzt geht´s uns als Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. auch immer ganz besonders um die Nährstoffzufuhr.

Viele Menschen möchten gerne möglichst lange in der eigenen Häuslichkeit bleiben. Grundlage dafür ist eine bedarfsdeckende Ernährung, für die nicht immer gesorgt ist. Vielfach fehlen in den Kommunen adäquate Verpflegungsangebote für Seniorinnen und Senioren. Gemeinsame Mittagstische (z.B. über die Öffnung eines Mittagstisches für externe Gäste) können nicht nur einen wertvollen Beitrag für die individuelle Ernährung leisten, sondern auch das soziale Miteinander in der Kommune erheblich fördern.

In der Online-Veranstaltung Seniorengerechte Verpflegung im Quartier – gute Mittagstische für unsere Älteren“ wurden Möglichkeiten zur Einführung bzw. Öffnung eines Mittagstisches in Theorie und Praxis aufgezeigt. Die Teilnehmenden bekamen zunächst eine Einführung in das Thema durch die Bundesarbeitsgemeinschaft für Seniorenorganisationen. Aus dem Süden Deutschlands wurden die zwei Projekte „Gemeinsam essen – so nah“ (am Kompetenzzentrum für Ernährung, Bayern) und „Gute Mittagstische im Quartier“ (am Landeszentrum für Ernährung, Baden-Württemberg) vorgestellt. Beide Projekte unterstützen Senioreneinrichtungen bei der Öffnung Ihres Mittagstisches. Gemeinsam soll ein Handlungsleitfaden erstellt und voraussichtlich im März 2023 veröffentlicht werden. Das „i-Tüpfelchen“ der Mittagstische, die Ernährungsbildung, wurde mit praktischen Beispielen dargestellt. Im Interview berichtete eine Leuchtturm-Einrichtung von der Öffnung des Mittagstisches in Ihrer Einrichtung:

Die Vernetzungsstelle Seniorenernährung Schleswig-Holstein auf der Gesundheitsmesse „Aktiv im Alter“ in Bredstedt, September 2022

„Älter werden und fit bleiben – Wie gelingt das?“ fragten sich viele Besucher*innen der Messe „Aktiv im Alter“ in Bredstedt. Im besonderen Fokus stand bei den Ausführungen der Vernetzungsstelle Seniorenernährung Schleswig-Holstein die Lebensmittelgruppe der Hülsenfrüchte, zu denen u.a. Kichererbsen, Kidneybohnen und grüne Erbsen gehören.

Anhand eines Posters wurde der Weg von Ballaststoffen, die die Hülsenfrüchte besonders wertvoll machen, durch den Körper erklärt. Über ein kleines Quiz wurden Anregungen zur Verarbeitung von Hülsenfrüchten gegeben. Sei es das Chilli sin Carne (Kidneybohnen), die Linsenlasagne (Beluga Linsen) oder das Hummus (Kichererbsen). Nach dem Hören und Lernen gab es die Möglichkeit Wraps mit Hummus und/oder Linsen-Aufstrich zu verkosten. „Wat de Buur nich kennt, dat frett he nich“ so sagten zunächst viele der skeptischen Gäste....aber: manchmal ist der Buur eben doch mutig und am Ende hat es allen gut geschmeckt.

Das AWO-Service-und Wohnzentrum Schönkirchen berichtet vom durchgeführten Speiseplancheck, Juni 2022

Das AWO-Service-und Wohnzentrum Schönkirchen hat seinen Vier-Wochen-Speiseplan von der Vernetzungsstelle für Seniorenernährung Schleswig-Holstein kostenfrei überprüfen lassen. Dabei geht es nicht darum zu zeigen was schlecht ist, sondern vielmehr darum, was gut läuft und an welchen Stellen noch Optimierungsbedarf besteht. Frau Gudrun Stange schreibt als Hauswirtschaftsleiterin die Speisepläne der Einrichtung.

Frau Stange, wie sind Sie auf das Angebot des Speiseplan-Checks der VSE SH aufmerksam geworden?

Seit 2016 gibt es bei der AWO ein neues Projekt- Klimafreundlich pflegen. Bis zum Jahr 2050 soll der CO2- Fußabdruck insgesamt in jeder Einrichtung deutlich gesenkt werden. Neben Strom, Wasser, Heizung trägt die Verpflegung erheblich zur Erhöhung des CO2- Fußabdrucks bei. Es besteht also Handlungsbedarf in jeder Einrichtung.

Bei einer online Schulung der DGE wurde den Teilnehmern von dem Speisplan-Check berichtet. Meine Kolleginnen erzählten mir davon. Am nächsten Tag bekam ich mit den Teilnahmebescheinigungen dann auch schriftlich die Information über den geplanten Speiseplan-Check und 2 Termine für kurze online Info-veranstaltungen. Zuerst wollte ich mich gar nicht informieren, ich war sehr skeptisch und auf Kontrolle hatte ich gar“ keine Lust“. Dann aber sah ich die Chance, selbst wenn einige Punkte noch nicht perfekt sind, eine Beurteilung zu bekommen, um so meinen Speiseplan zu optimieren.

Wie lief der Check zeitlich ab? Wie zufrieden waren Sie mit der Organisation?

Eine Woche nach der Informationsveranstaltung habe ich meine Speisepläne über 4 Wochen zu Herrn Selonke gemailt. Man sagte mir, dass es jetzt 4-6 Wochen dauern könnte und dass Frau Pekrun sich dann mit mir telefonisch in Verbindung setzen würde, weil sie sicher noch ein paar Fragen haben würde. (zB. Flammeri gekauft oder selbstgemacht, welches Dressing usw.) So war es dann auch.

Wie zufrieden waren Sie mit der Kommunikation mit der VSE SH? Wurden Ihre Fragen immer zufriedenstellend beantwortet?

Am Telefon erzählte Frau Pekrun schon etwas über die Beurteilung. Nicht viel! Es sollte spannend bleiben- bis zum Schluss! Ich erhielt telefonisch schon Tipps zu Hülsenfrüchten, Desserts und Dressings. Ich fühlte mich dort sehr gut aufgehoben.

Was sehen Sie als die größte Herausforderung in der Seniorenverpflegung?

Es ist häufig schwierig, bei der Zubereitung der Speisen, den Geschmack aller zu treffen. Die neue Richtung, die wir alle einschlagen wollen- weniger Fleisch, vegetarische Kost, mehr Salat, wenig Zucker…, macht es da nicht leichter.  Es wird eine Herausforderung, die Empfehlungen der DGE mit der geforderten Nachhaltigkeit, den Bewohnerwünschen und Gewohnheiten und dem Budget „unter einen Hut“ zu bringen.

Werden Sie nach dem Check Änderungen in der Verpflegung, bzw. in der Planung hierzu vornehmen? Wenn ja, welche?

Der Beurteilungsbogen ist so genial. Ich habe viele Verbesserungsvorschläge und Tipps erhalten. Bei Nudeln, Mehl, Brot, Brötchen möchte ich künftig auch Vollkornprodukte anbieten. Ich möchte noch mehr Salate und Suppen mit Hülsenfrüchten ausprobieren und verkosten und die Auswahl an vegetarischen Gerichten erweitern. Es ist noch viel zu tun und ich danke dem Team der DGE, dass sie mich so motiviert haben.

Haben Sie schon erste Erfahrungen mit Neuerungen wie z.B. mit neuen Rezepten machen können?

Ja. Ich habe schon 2 Suppen (Rote Linsensuppe, Kichererbsensuppe) gekocht und verkosten lassen. Meine Senioren und ich waren sehr zufrieden.

Die VSE SH bedankt sich sehr herzlich bei Frau Stange für den herzlichen und konstruktiven Austausch. Im Anschluss an den Check gab es noch ein paar Telefonate und ein persönliches Nachtreffen.

Je nach Bedarf einer Einrichtung können Gespräche, Treffen oder Schulungen an einen Speiseplancheck angehängt werden.

Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.

Winston Churchill